Vor 850 Jahren war der G20-Gipfel hier
Gedenkanlass Nahezu auf den Tag genau 850 Jahre nach dem Besuch von Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, fand auf Schloss Lenzburg ein Gedenkanlass statt.
Anfang 1173 starb Ulrich IV., der letzte Graf von Lenzburg. Kurze Zeit später war Kaiser Friedrich I., wegen seines roten Gesichtshaars auch als Kaiser Barbarossa bezeichnet, auf der Lenzburg präsent – wohl um die Erbfrage seines treuen Mitstreiters zu klären.
Konkret zu dieser Sache ist nichts überliefert, aber im Staatsarchiv Bern findet sich eine auf den 20. Februar 1173 datierte Urkunde, die Barbarossa in Lenzburg unterzeichnet hatte. In diesem Dokument geht es konkret um den Chorherrenstift Interlaken, doch es ist anzunehmen, dass der Kaiser hier im Beisein von vielen andern Würdenträgern weitere Dokumente signiert hatte.
Im Fokus der Weltgeschichte
«Lenzburg stand damals kurz im Fokus der Weltgeschichte», so Daniel Mosimann, Stadtammann und Präsident der Stiftung Schloss Lenzburg, in seiner Begrüssung der rund 100 Personen, die dem Jubiläums-Gedenkakt beiwohnten. Regierungsrat Alex Hürzeler fand einen ähnlichen Vergleich: «Ein G20-Treffen von heute war damals die Zusammenkunft auf der Lenzburg.»
Weitere Grussadressen entboten Angela Dettling als stellvertretende Direktorin von Museum Aargau, Walter Ziegler als Beirat der in Göppingen beheimateten Gesellschaft für staufische Geschichte und Daniel Gutscher als Präsident des Schweizerischen Burgenvereins. Während Dettling die Anekdote entzauberte, wonach zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Kaufvertrag fürs Schloss auf dem gleichen Tisch unterzeichnet wurde, auf dem schon Kaiser Barbarossa gesiegelt hatte, wusste Gutscher, dass das Wetter vor 850 Jahren wesentlich garstiger gewesen war als die sanften Frühlingslüfte, die den Gedenkanlass begleiteten.
Noch nicht alles erforscht
Zum Vortrag von Historiker Peter Niederhäuser dislozierte die Gesellschaft gleichwohl in den Rittersaal. «Was machte Kaiser Barbarossa vor 850 Jahren auf der Lenzburg?» lautete der Titel des Referats. Niederhäuser räumte ein, dass «das Thema noch nicht abschliessend erforscht» sei. Obwohl bei der Lenzburger Zusammenkunft «viel deutscher Adel fehlte», seien hier wichtige Weichen gestellt worden.
Allein durch seine Präsenz habe Kaiser Barbarossa in Lenzburg erreicht, dass niemand ein Grossherzogtum in der Schweiz errichten konnte. «Er schaltete hier Rivalen aus», so Niederhäuser. Statt der Grafen von Kyburg und Habsburg, die erst später zum Zug kamen, wurde Barbarossas Sohn Otto als Graf von Lenzburg eingesetzt.