Viele Facetten des «Service Public» und eine Premiere
Neujahrsblätter Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft sind die «Lenzburger Neujahrsblätter 2021» erschienen. Sie bieten einen kurzweiligen Abriss quer durchs Corona mit Schwergewicht auf den «Service Public».
Auch wenn es an den heuer hauptsächlich virtuell besetzten Stammtischen manchmal anders tönte, ist Stadtammann Daniel Mosimann von der Qualität der Arbeit der städtischen Angestellten überzeugt: «Grundsätzlich hat Lenzburg einen guten Service Public mit kompetenten Verwaltungsabteilungen, die natürlich nicht immer nur dankbare Aufgaben haben.»
Das achtseitige Mosimann-Interview, geführt von Michael Müller, dem Chefredaktor der Neujahrsblätter, ist ein zentrales Element im 92. Jahrgang der Publikation der Ortsbürger-Kulturkommission.
Mehrfach führende Position
Der Stadtammann stellt auf dem politischen Parkett eine zunehmende Polarisierung und «vermehrtes Schwarz-Weiss-Denken» fest, ist aber zuversichtlich, dass Lenzburg wieder zu seinem «sehr konstruktiven Politstil» zurückfinden wird.
Mosimann zeigt sich im Interview überzeugt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Befragt nach seiner Zukunftsvision, hält er fest: «Lenzburg ist auch in zehn Jahren eine attraktive Wohnstadt mit hoher Wohnqualität.» Dazu gehören ein «moderner Bahnhof», die Position als «führender Bildungsstandort» und als «führende Smart-City».
Anhand verschiedener Verwaltungseinheiten wie Soziale Dienste, Abteilung Tiefbau und Verkehr und Regionalpolizei wird aufgelistet, was heute alles dazugehört. Mit einer liebevoll abgefassten Reportage wird mit Tori Fuhrer jemand porträtiert, der bis 1998 als überzeugter Kübelmann den Service Public für weite Kreise der Bevölkerung personifizierte. Der Pensionär trauerte lange Zeit seiner früheren Tätigkeit nach.
Neben Schilderungen, wie die Stadt das Coronajahr gemeistert hat, unter anderem mit einem Jugendfest light, der Chronik, gibt es anhand von Jubiläen auch interessante Blicke zurück. Beiträge über die Naturfreunde (100 Jahre), den Regionalbus (50 Jahre) und die schnell abflauende landesweite Kritik am Freischarenmanöver (50 Jahre) bilden munteren Lesestoff.
Neu aufgetauchte Liebeserklärung
Nahezu eine literarische Sensation wird auf Seite 100 präsentiert. Das bisher unveröffentlichte Gedicht «Der Eichbaum» hat die berühmte, in der Region verehrte Mundartdichterin Sophie Haemmerli-Marti (1868–1942) offensichtlich ihrem Jugendfreund Max Bircher gewidmet.
Autor Ernst Weber schildert, wie sich die beiden an einem Konzert während der Kantizeit kennengelernt haben: «Dies war der Anfang einer Freundschaft, die sich in der Folge zur ersten grossen Jugendliebe von Sophie vertiefte.»
Doch die Wege trennten sich vorübergehend. Fräulein Marti heiratete den Lenzburger Arzt Max Haemmerli und Maximilian Oskar Bircher-Benner wurde als Erfinder des Birchermüeslis bekannt.
Die Kontakte aber blieben eng. Am 25. November 1938 schrieb Witwe Sophie Haemmerli-Marti am Genfersee auf Hotelpapier von Hand das «Eichbaum»-Gedicht, das in keiner Sammlung auftauchte und in dem sie Bircher «subtil verschlüsselt charakterisiert» und liebevoll würdigt.
«Lenzburger Neujahrsblätter 2021». 160 Seiten. Zum Preis von 20 Franken zu beziehen bei Buchhandlung Otz, Bücher-Antiquariat Vonarburg und Büro Ryser AG.