Trotz Corona im Austauschsemester

Bildung Mitten in der Pandemie absolvierte die Lenzburger Kantischülerin Anja Hofstetter ein Semester in Südengland. Ihre Erfahrungen sind positiv.

Gut aufgenommen im Süden Englands: Gastfamilie mit Tom, Martha und Helen mit Austauschschülerin Anja Hofstetter. Foto: zvg

Gut aufgenommen im Süden Englands: Gastfamilie mit Tom, Martha und Helen mit Austauschschülerin Anja Hofstetter. Foto: zvg

From Frome back home: Austauschschülerin Anja Hofstetter in Lenzburg. Foto: Romi Schmid

From Frome back home: Austauschschülerin Anja Hofstetter in Lenzburg. Foto: Romi Schmid

Eins steht fest: Wer sich in der Coronakrise für ein Auslandsemester entscheidet, erlebt Weltgeschichte hautnah. Diese Erfahrung hat Anja Hofstetter gemacht. Die 17-jährige Kantischülerin aus Lenzburg hat ihren Traum vom Austauschsemester nicht dem Coronavirus geopfert und ihr Highschool-Abenteuer in England durchgezogen. «Die Herausforderung lässt sich gut stemmen, wenn man sich darauf einstellt», sagt sie.

Verschärfung zur zweiten Welle

Backsteinhäuser und malerische Gassen: Das kleine Städtchen Frome im Süden Englands, rund zwei Autostunden von London entfernt, war die vergangenen sechs Monate das neue Zuhause der jungen Lenzburgerin.

Von der Coronakrise war hier Anfang August wenig zu spüren: Einige Anlagen der Highschool blieben zwar geschlossen, es gab aber weder Maskenpflicht noch Fernunterricht: «Erst während der zweiten Welle wurden die Massnahmen verschärft und auf Fernunterricht umgestellt», sagt Anja.

Trotzdem: Sowohl das geplante Sightseeing als auch die ersehnten Orchesterbesuche fielen der Pandemie zum Opfer.

«Es gehört sicher etwas Optimismus dazu, während einer Pandemie einen Auslandsaufenthalt zu machen», sagt Anja und ergänzt: «Nicht zu gehen, war für mich nie eine Option.»

Wichtige Horizonterweiterung

Auch Leslie Aegerter, Geschäftsleiterin der Austauschagentur Into, die Anjas Aufenthalt in Südengland organisiert hat, sagt: «Auch in Zeiten von Corona erweitert ein Schüleraustausch den eigenen Horizont. Wer diese Situation in solch schwierigen Zeiten meistert, ist gut gewappnet für alle weiteren Herausforderungen im Leben.»

Auch Kurt Büchler, Prorektor und Ressortverantwortlicher Schüleraustausch an der Alten Kantonsschule Aarau, stellt fest: «Die Schüler kommen gereifter an unsere Schule zurück. Sie haben gelernt, sich in einer neuen Situation und Umgebung zurechtzufinden und zu behaupten.»

Gemeinsam gekocht und gebacken

Gemeinsam mit ihren Gasteltern Tom und Helen sowie Gastschwester Martha (9) verbrachte Anja viele Stunden in der Küche: «Corona machte vieles unmöglich. Deshalb sind wir oft zu Hause geblieben, haben gekocht und gebacken.»

Vor allem die britische TV-Show «The Great British Bake Off», in der zwölf Hobbybäcker um den Titel «Bester Bäcker Grossbritanniens» konkurrieren, hat es Anja und ihrer Gastfamilie angetan. «Nach gemeinsamen Fernsehabenden standen wir oft zusammen in der Küche, um die Rezepte nachzubacken».

Quarantäne nach der Rückkehr

Im Januar kehrte die Schülerin nach Lenzburg zurück. Erster Programmpunkt: Quarantäne. Diese verbrachte die Schülerin gemeinsam mit ihren Eltern zu Hause.

Den Kontakt zur Gastfamilie will Anja halten: «Wir schreiben uns regelmässig, und einmal haben wir uns alle online versammelt, um gemeinsam zu backen. Jeder in seiner eigenen Küche, mit Laptop und alles via Videotelefonie. Wenn die Küchenmaschinen dröhnten, verstand man kein Wort. Aber lustig wars trotzdem.»

Nun ist die 17-Jährige wieder an die Alte Kantonsschule Aarau zurückgekehrt, seit Anfang März findet der Unterricht wieder vor Ort statt. «16 Schüler haben letztes Semester einen Sprachaufenthalt angetreten. Das sind rund 50 Prozent weniger als in normalen Jahren», sagt Kurt Büchler und ergänzt: «Das Feedback, das wir von ihnen erhalten, ist wie bei Anja positiv, aber natürlich geprägt von den Restriktionen durch Corona.»

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