Sich in einem malerischen Wald mitten in der Natur zur letzten Ruhe betten
Lenzburg Seit genau fünf Jahren bieten die Forstdienste Lenzia Bestattungen im Wald an. 48 Bäume wurden reserviert und 25 Aschenbeisetzungen haben bereits stattgefunden. Hier schreibt der Projektleiter in teilweise persönlichen Worten über die «Himmlischen Eichen».
Mittlerweile gibt es drei Bestattungswälder unter dem Namen «Himmlische Eichen» sowie die gleichnamige Homepage www.himmlischeeichen.ch.
Inmitten mächtiger Bäume, umgeben vom Gezwitscher der Vögel stehen die «Himmlischen Eichen» und zahlreiche andere Baumarten in einem vielseitigen Naturwald.
Aus Weiss wird Blau
Beim Betreten fallen einem nur die blauen und weissen Punkte auf Kniehöhe auf. Die weissen Punkte haben Nummern, die auch auf einem Plan vermerkt sind und noch nicht reserviert wurden. Wird ein Baum reserviert, übermalen die Forstdienste Lenzia den weissen Punkt mit blauer Farbe.
Ich als Projektleiter und Markus Schmid als Stellvertreter sind bei den Forstdiensten Lenzia für die «Himmlischen Eichen» zuständig.
Vielfach erkundigen sich Personen im Pensionsalter über die Möglichkeit einer späteren Bestattung in den «Himmlischen Eichen». Diese Personen wollen nach ihrem Tod in einem malerischen Wald mitten in der Natur zur letzten Ruhe gebettet werden. Viele wollen keinen Grabstein und gleichzeitig aber auch nicht in ein Gemeinschaftsgrab kommen.
Persönliche Gespräche
Mit den Interessierten machen wir ein persönliches Gespräch, besichtigen die drei «Himmlische Eichen»-Standorte im Lind (hinter dem Sportplatz Altfeld), am Südwesthang vom Staufberg und den Standort am Waldrand Lütisbuech mit seinen über zweihundertjährigen Eichen.
Danach kann man noch ein paarmal darüber schlafen. Entscheidet man sich für einen Baum, wird ein Vertrag für eine spätere Bestattung unterzeichnet.
Ungefähr ein Drittel der Kunden sind Menschen, die ihren nächsten Angehörigen oder gar ihr Kind verloren haben. Viele kommen am Tag nach dem Todesfall zu uns. Wir machen mit ihnen auch ein Gespräch und eine Begehung durch die «Himmlischen Eichen».
Am Tag der Beisetzung heben wir die Graböffnung aus, fahren Angehörige, die nicht mehr gut zu Fuss unterwegs sind, zum Bestattungsbaum und schliessen nach der Beisetzung das Grab wieder.
Arbeit lässt einen nicht kalt
Wirklich kalt lässt einen diese Arbeit nicht, so Markus Dietiker. Jemand, der dies völlig kaltlässt, ist für diese Arbeit auch nicht geeignet. Gedanken über den Tod machte ich mir schon früh. Mit 17 Jahren half ich als Forstwartlehrling nach dem Sturm Lothar beim Aufrüsten vom Sturmholz mit. Obwohl ich gut instruiert wurde, war es bei vier Windfallbäumen reines Schicksal, dass ich nicht auf der Seite stand, in welche der Baum mit tödlicher Spannung davonschlug.
Zwei Jahre später fand ich meine 64-jährige Tante überraschend verstorben in ihrer Wohnung vor und musste meinem Vater mitteilen, dass seine Schwester gestorben war. Nach diesen Vorfällen entschied ich mich, möglichst nichts im Leben auf später zu verschieben, und erkannte, dass es nicht jedem Menschen vergönnt ist, 80 Jahre oder älter zu werden.
Schicksale relativieren vieles
Viele Angehörige machen sich nach einem Trauerfall auch Gedanken zum Sinn des Lebens. Die plausibelste Antwort dazu hörte ich einmal völlig beiläufig von einem Dozenten an der Försterschule: «Gründe eine Familie und kümmere dich um sie, pflanze einen Baum und hinterlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie angetroffen hast.»
Nachdem ich schon wesentlich jüngere Personen, als ich es bin, bestattet habe, lernt man, kleine persönliche Unfälle oder Ärgernisse in eine gesunde Relation zu setzen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Mit dieser Einstellung kann langfristig gesehen die Zukunft, aber auch die Vergangenheit am schönsten beeinflusst werden.
Genauere Informationen zu den «Himmlischen Eichen» findet man auf unserer Website.
Internet: www.himmlischeeichen.ch.
Offenheit und frühe Reisen prägten einen Förster mit einem weiten Horizont
Der Autor Seit 2010 ist Markus Dietiker mit den Forstdiensten Lenzia verbunden. Damals absolvierte der heute 38-jährige Forstwart beim gemeinsamen Forstbetrieb der Ortsbürgergemeinden Lenzburg, Ammerswil, Niederlenz, Othmarsingen und Staufen ein Praktikum. Seither wirkt er hier als Nachfolger von Rosmarie Wernli in festen Teilzeitpensen; aktuell zu 60 Prozent.
Daneben wirkt er in der Ausbildung und gibt beispielsweise Lehrlingskurse im Holzen. In Thalheim, wo Dietiker wohnt, betreibt er mit der Ehefrau Monika und seinem Vater einen kleinen Bauernbetrieb mit Galloway-Rindern und sogar einigen Aren Reben. «Die verschiedenen Aufgaben kriege ich gut aneinander vorbei», hält er fest und vergisst beinahe zu erwähnen, dass er seit 2014 als Stadtweibel in Lenzburg amtiert.
Schon kurz nach der Forstwartlehre in Birr-Lupfig begab sich Dietiker auf Entdeckung: Während dreier Jahre hat er am Landesforstinventar mitgearbeitet und kam so in der ganzen Schweiz herum. Auf privaten Reisen weitete er seinen Horizont noch weiter: Südamerika und die Mongolei waren zwei seiner Ziele. «Das Reisen hat mich am meisten geprägt», sagt er nun, «90 Prozent der hiesigen Probleme sind nur Wohlstandsprobleme.» Über diesen steht er auch bei seinem Hobby, dem Segelfliegen. Fritz Thut