Salzkorn: Natural-Dividende
Die Coronakrise pfuscht am Samstag zum dritten Mal in die Agenda vieler Generalversammlungen. So sieht sich auch die Hypothekarbank Lenzburg zu einer Notlösung für die seit langer Zeit gepflegte gesellschaftliche Party genötigt. Die Präsenz des Aktionariats fällt aus und damit auch das traditionelle gemeinsame GV-Essen. Lässt sich Ersteres verschmerzen, ist Letzteres Markenzeichen und Magnet für die freundliche Bank vis-à-vis: die Natural-Dividende. Immerhin besitzen 1948 Personen eine einzige (Fress-)Aktie, 971 haben dero zwo.
Um ihre Kunden bei Laune zu halten, werden jene, welche ihr Stimmrecht zuhause durch eifriges Ankreuzen des Formulars ausüben, mit einem Wertgutschein von 50 Franken belohnt, welcher in den einschlägigen Gaststätten eingelöst werden kann. Zudem wird die pekuniäre Dividende um 5 auf 115 Franken aufgestockt.
Wie wichtig eine grosszügige Offerte für die Aktionäre ist, beweist ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte. Als anno 1996 die bisherige behäbige Bernerplatte, ein Bestseller auf dem Teller, abgeschafft und durch Schweinshalsbraten, gemischten Salat, Kartoffelgratin und immerhin Kirschtorte und Kaffee ersetzt wurde, stiess der Tabubruch der Abkehr vom Sauerkraut vielen sauer auf. Weniger Anstoss boten in der letzten Zeit die Bohnenbündchen, welche zuerst mit Speck, dann mit Karottenschale und zuletzt gar nicht mehr gebündelt werden. Weiterhin sehr geschätzt sind die Bhaltis wie Zigarren und Pralinés. Hoffentlich wird es, wieder im courant normal, nicht erneut zu einer «kulinarischen Kulturrevolution» kommen.
Das Hotel Krone, in welchem anno 1868 die Hypi gegründet wurde, geht am Samstag in die Offensive und offeriert für 61 Franken ein klassisches Menü: das Filet «Maître Jean» mit Zugemüse und Dessert.
Wir wünschen da und dort en Guete!