Salzkorn: Lotterei-Fantasien

Peter Buri
Peter Buri

Hand aufs Herz, wer hat nicht schon mal von einem Millionengewinn im Lotto geträumt und fantasiert, was man mit dem Geld so alles anstellen könnte?! Der Reiz solcher Gedankenspiele liegt auch darin, dass es plötzlich frei verfügbare Mittel wären, die nach Lust und Laune eingesetzt werden könnten. Solche sind auch bei der öffentlichen Hand ein äusserst rares und kostbares Gut, weil ein grosser Teil des Finanzhaushalts von nicht oder nur geringfügig beeinflussbaren gesetzlichen Aufgaben und Verpflichtungen beansprucht wird (zum Beispiel für Bildung, Gesundheit, Soziales, Infrastruktur usw.). Dies ist in Lenzburg nicht anders.

Deshalb beflügelte Ende letzten Jahres eine Nachricht aus der Stadtpolitik «Was-wäre-wenn …»-Fantasien über die freie Verwendung eines Millionenbetrages; aber leider nicht wegen eines Lotterie-Gewinns, sondern wegen eines Lotterei-Verlustes: «Lenzburg hat über eine Million Planungskosten ‹versenkt›», kommentierte das Regionaljournal Aargau/Solothurn den 1,2-Millionen-Abschreiber für das gescheiterte Verwaltungsreform-Projekt «Lenzburg21».

Ja, was hätte man sonst so alles mit den 1,2 Millionen machen können? Rutschbahn oder warmes Wasser für das Freibad, Anschubfinanzierung für Projekt Tagesschule, Kunststoffeisbahn in der Wilmatten, Aufmöbelung der Begegnungszone … – die Reihe aus dem «Wünschbar»-Bereich liesse sich wohl beliebig fortsetzen.

Zwei Erkenntnisse resultieren aus der Millionenpleite. Erstens: Schön, dass die Stadt Lenzburg trotz grosser Investitionsvorhaben und allgemein hohem Finanzbedarf offenbar problem- und folgenlos 1,2 Millionen in den Sand setzen beziehungsweise verschmerzen kann. Zweitens: Der Stadtrat dürfte künftig ein Glaubwürdigkeitsproblem haben, wenn er Begehrlichkeiten aus dem «Wünschbar»-Bereich reflexartig mit Verweis auf fehlende frei verfügbare Mittel abtun will. Handkehrum motiviert es ihn vielleicht aber auch dazu, bei gewissen (berechtigten) Anliegen einen Sondereffort zu leisten beziehungsweise den durch den 1,2-Millionen-Abschreiber offenbarten Handlungsspielraum auszuschöpfen.

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