Salzkorn: Land unter
Corona ist nicht daran schuld, dass ich meine Ferien in unserer schönen Schweiz verbringen darf. Mein privates Paradies hat einen Strand, warmes Wasser, herrliche Aussicht, feinen Wein und frischen Fisch. Nein, es ist nicht am Hallwilersee. Mein Kurort heisst Sutz-Lattrigen und liegt am Bielersee. Fachleuten ein Begriff für Pfahlbauten. Und ich bin eine Abart von Pfahlbauer, denn mein Chalet steht auf steinernen Stelzen. Damit zum aktuellen Thema.
Dass die himmeltraurige Wetterlage der letzten Wochen zu dramatischen Szenen an Bächen und Seen gerinnt, war abzusehen. Ich habe dieses Szenario schon einige Male hautnah miterlebt. Die Fotos vom Augenschein letzten Sonntag gleichen sich den früheren auf den Hochwasser-Meter. Der Seegarten wird zum Gartensee. Die Sitzgruppe mit Grill am Ufer ist abgetaucht, der mühsam aufgebaute (Schwemmholz-)Vorrat fortgeschwemmt, ganze Baumstämme wieder angeschwemmt und dazu allerhand Schlick, Bootsteile, einst ein ganzes Segelschiff – und Enten.
Die Sintflut steigt ständig und nähert sich stündlich dem Holzhäuschen am Ende der Liegenschaft. Wird es zur Arche Noah? Bis zur heutigen Stunde ist der Seepegel auf der Stufe «grosse Gefahr» stehen geblieben und schwappt just vor der erhöhten Haustüre am Pfahlbau. Wieder einmal Glück gehabt!
Dank der Übereinkunft der Kantone Bern und Aargau wird der Wasserstand von Neuenburger- und Bielersee an der Schleuse von Port je nach Zufluss geregelt, so dass der Aargau den Abfluss möglichst glimpflich verarbeiten kann.
Zurück zu Hause in Lenzburg, direkt am Wasser. Dank einer ausgeklügelten Kanalisation des heimischen Baches, gespiesen vom Hallwilersee, komme ich nicht vom Regen in die Traufe. Und kann die Sommerferien am See nützlich mit Aufräumen nutzen.