Salzkorn: Ambivalenztoleranz

Kathrin Steinmann
Kathrin Steinmann

Wer seinen Alltag nachhaltiger gestalten möchte, ist immer wieder Ambivalenzen ausgesetzt. Beispielsweise möchte man die Umweltbelastung durch die eigene Mobilität minimieren und dennoch nicht ganz auf das Kennenlernen anderer Länder verzichten. Oder man schränkt den Konsum tierischer Produkte ein, möchte aber als Gast nicht kompliziert sein.

Ambivalenz steht nach gängiger Definition für ein «Erleben, das wesentlich geprägt ist von einem inneren Konflikt. Dabei bestehen in einer Person sich widersprechende Wünsche, Gefühle und Gedanken gleichzeitig nebeneinander und führen zu inneren Spannungen» oder für «das Erleben einer konflikthaften, von gegensätzlichen Aspekten geprägten Bewertung einer Situation oder eines Objekts».

Vor Kurzem bin ich auf den Begriff der Ambivalenztoleranz gestossen. Damit ist die «Fähigkeit, Ambivalenzen wahrzunehmen, zu ertragen und in ihnen handlungsfähig zu bleiben; sie nicht als bedrohlich zu empfinden, sondern sie als Teil der sozialen Welt wahrzunehmen» gemeint. Sich bewusst zu sein, dass wir immer und überall Ambivalenzen begegnen und Perfektion weder möglich noch notwendig ist, hilft dabei, nett zu sich selbst zu bleiben.

Ideale verfolgen leistet einen grossen Beitrag zu einer lebenswerten Welt. Strebt man darin jedoch nach Perfektion, läuft man Gefahr, negativ über sich selbst zu urteilen.

Ein hilfreicher Gedanke ist, dass man sich selbst so begegnen darf, wie man eine befreundete Person behandeln würde. Erzählt eine Freundin, sie fühle sich schlecht, weil sie ausnahmsweise gegen ihre Ideale gehandelt hat, würde man sie nicht dafür verurteilen. Im Gegenteil würde man sie für das im Alltag Erreichte beglückwünschen und überwiegend das Positive sehen. So dürfen wir auch mit uns selbst umgehen und uns mit Wohlwollen und Wertschätzung begegnen.

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