Mit Pysachok und Pysanka gegen Tragödie und Trauma

Gemeinnutz Der Lenzburger Verein «Ukraine Recovery Aid» finanziert über Kurse vor Ort Projekte in der vom russischen Angriffskrieg zermarterten Ukraine.

Durch Kunst den Krieg verarbeiten.Foto: zvg

Durch Kunst den Krieg verarbeiten.Foto: zvg

Pysanka: Eine uralte Kunstform.Foto: zvg

Pysanka: Eine uralte Kunstform.Foto: zvg

Engagieren sich: Corinne Weidmann und Svitlana Altherr. Foto: zvg

Engagieren sich: Corinne Weidmann und Svitlana Altherr. Foto: zvg

Inmitten des russichen Angriffskrieges entsteht in einer Schule von Saporischschja in der Ukraine durch den Lenzburger Verein «Ukraine Recovery Aid» ein Schutzraum für Kinder. Dieser bietet Kindern Sicherheit in einem von Konflikten geprägten Umfeld und die Möglichkeit, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Denn Schutz bedeutet nicht nur physische Sicherheit sondern auch Halt für die Seele der Kinder. Der Verein fördert Kunsttherapien, um den Kindern eine Möglichkeit zur emotionalen Verarbeitung zu bieten. «Alle 72 Kinder, ihre Eltern und Lehrer sind überwältigt vor Freude und Dankbarkeit, dass sie nicht vergessen werden», berichtet die Schuldirektorin Larysa Luchko.

Sechs Stunden im selben Raum

Der Schutzraum muss hierbei so gut wie möglich auf pädagogische und therapeutische Ansprüche renoviert und ausgestattet werden. Denn unter Umständen müssen die Kinder und ihre Lehrpersonen eine lange Zeit darin ausharren. Vereinspräsidentin Svitlana Altherr erklärt: «Wird das Gebiet erneut bombardiert, kann es bis zu sechs Stunden dauern, bis man den Schutzraum verlassen darf.» Weitere Bombardierungen sind vorherzusehen. Saporischschja wurde seit der russischen Invasion 2022 wiederholt bombardiert. Die Stadt liegt im Südosten des Landes und ist ein wichtiges industrielles und militärisches Zentrum.

«Die Menschen brauchen jetzt Hilfe»

Die Finanzierung der Projekte sichert der Verein über Kreativkurse in Lenzburg und der Region. Federführend ist Corinne Weidmann. Sie ist Künstlerin und Kunstlehrerin. «Wir können nicht nur Kreativität vermitteln, sondern auch die Identifikation mit einem entfernten, aber doch wunderschönen Land herstellen.»

Für einen funktionierenden Geldfluss bedient sich der Verein einer für gemeinnützige Organisationen gängigen Methode. Sie lösen die Gelder sofort, wenn sie gebraucht werden, und nehmen die verursachten Ausgaben später wieder ein. «Es besteht keine Zeit zum Warten. Diese Menschen brauchen die Hilfe jetzt», erklärt Svitlana Altherr. Das Ganze passiert budgetiert, um Finanzierungssicherheit zu gewähren.

Pysanka-Malkurs: Ein Symbol für Schutz und kulturelle Verbundenheit

Ein besonderer Teil dieser Initiative ist der interkulturelle Malkurs, der in Zusammenarbeit mit der Freizeitwerkstatt Lenzburg angeboten wird. Im Mittelpunkt steht die Kunst der Pysanka-Bemalung – eine jahrhundertealte ukrainische Tradition, bei der mit einem speziellen Stift, dem Psyachok, kunstvolle Muster auf Ostereier aufgetragen werden. Diese Tradition symbolisiert Schutz, Fruchtbarkeit und Kraft und ist eng mit der ukrainischen Kultur verbunden. Pysanka wurde von der Unesco als immaterielles Kulturerbe anerkannt und steht für den Erhalt kultureller Wurzeln. Der Malkurs ist nicht nur eine Gelegenheit, die Kunst der Pysanka zu erlernen, sondern auch ein Zeichen des Zusammenhalts und der Hoffnung. Denn eines sei sicher, und das ist Svitlana Altherr und Corinne Weidmann sehr wichtig zu sagen: «Die Ukraine ist nicht nur Schrecken. Es ist ein unheimlich vielseitiges und schönes Land.»

Nächster Kurs: Samstag, 29. März von 10 bis 14 Uhr im Schulhaus Mattenweg. Anmeldung über: freizeitwerkstatt-lenzburg.ch. Den Verein kontaktiert man am besten unter svitlana@altherr.net.

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