Kreativatelier in der früheren Fensterfabrik
Töpferhaus Die in Aarau domizilierte Stiftung Töpferhaus hat nach Lenzburg expandiert: In der ehemaligen Fensterfabrik Alpsteg hat sie ein Kreativatelier für Klienten mit psychischer Beeinträchtigung eingerichtet.
Gruppenleiter Andreas Riedl bringt es bei einem kleinen Rundgang auf den Punkt: «Man muss nicht, man darf.» Die Klienten haben hier, in den ehemaligen Alpsteg-Räumen und vor allem im Hauptatelier mit den für das ideale Licht nach Norden ausgerichteten Fenstern alle Freiheiten .
Hier gebe es kein Lehrer-/Schülerverhältnis, so Riedl: «Wir sind alle gleichberechtigte Spieler auf dem kreativen Spielfeld.» Und der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Zeichnen, malen, collagieren, alles ist möglich. Auch in der dritten Dimension: Es kann beispielsweise getöpfert werden, schliesslich hat dies der Institution den Namen gegeben.
Materialien stehen zur Verfügung
Für die Klienten herrschen hier optimale Zustände. Alle Materialien für die vielfältigen künstlerischen Aktivitäten stehen zur Verfügung. Um dem Wirken etwas Struktur zu geben, gibt es laut Riedl Themenwochen: mal das japanische Papierfalten Origami, mal Postkarten oder aktuell «Muster–Farbe–Form».
Doch das sind nur lockere Vorgaben. Man kann sich an einem Thema beteiligen, muss aber nicht. «Es geht darum, etwas auszuprobieren, sich von andern anregen zu lassen», umschreibt es der Gruppenleiter. Es gibt keine Erwartungshaltung gegenüber den Klienten. Andreas Riedl: «Es gibt bei uns kein Richtig und kein Falsch.» Halbfertige Arbeiten können in einer individuellen Zeichenmappe versorgt und nach Lust später wieder hervorgeholt und vollendet werden.
Zusätzlicher Standort
«Wir bieten hier einen Kreativraum für Leute mit einer psychischen Beeinträchtigung», sagt René Mollet. Er ist bei der Stiftung «Töpferhaus» Teamleiter der beiden Kreativateliers in Aarau und Lenzburg.
Nach Lenzburg ist man gekommen, weil man wegen der grossen Nachfrage Ausschau nach einem zusätzlichen Standort gehalten hat. «Lenzburg ist ein sehr guter, zentraler Ort für uns», so Mollet. Am Niederlenzer Kirchweg 17 hat man nahezu ideale Räume gefunden, die man laufend für eigene Bedürfnisse weiter optimiert. Im Sommer soll es beispielsweise im Freien einen Sitzplatz geben.
«Unterstützend begleiten»
Die Klienten mit einer IV-Rente werden von verschiedenen Organisationen hierher empfohlen und hier «unterstützend begleitet», wie sich der Teamleiter ausdrückt. Es gehe darum, «das Selbstwertgefühl jedes einzelnen zu stärken», so Mollet und führt weiter aus: «Die Klienten sind die besten Experten über sich selbst. Wir helfen mit, ihre Ideen umzusetzen.»
Man vermittle den Menschen so die Erkenntnis, «dass sie eigene Ressourcen haben», umschreibt René Mollet die Zielvorgabe. Und ergänzt mit einer Kontrollmöglichkeit: «Wir haben unseren Job gut gemacht, wenn wir überflüssig sind und die Leute mit einem guten Gefühl hier hinausgehen.»
Die Voraussetzungen dafür sind in Lenzburg offenbar gut, beschäftigt man sich doch bereits damit, diesen «Töpferhaus»-Standort auszubauen.