Kommt der Samichlaus heuer vorbei?
Brauchtum: Auch der Alltag der Samichläuse wird in Coronazeiten auf den Kopf gestellt. Die Zeitung hat sich umgehört, welche Chlausvereinigungen die Kinder noch besuchen, welche lieber Videobotschaften versenden oder aber ganz aufs Vorbeischauen verzichten.
Vieles wird in dieser Zeit abgesagt, verboten oder in der Teilnehmerzahl begrenzt. Wir hingegen, eine kleine verschworene Truppe aus dem Seetal, setzen uns dem allgemeinen Trend entgegen», sagt Yvonne Siegrist von der Samichlaus-Gruppe des STV Meisterschwanden. Bis dato haben sich zwölf Familien angemeldet, sechs davon wünschen einen Besuch im Freien. Der STV hat ein Schutzkonzept erarbeitet, das unter anderem vorsieht, dass der Chlaussack nicht persönlich übergeben wird. Zudem ist ein Abstand von zwei Metern sowie das Tragen von Masken für die Erwachsenen, mit Ausnahme des Samichlaus, Pflicht.
Dieses Jahr würden weniger Anmeldungen verzeichnet als die Jahre zuvor, was daran liege, dass nur bescheiden Werbung gemacht wurde. «Zwei unserer fünf Samichläuse haben sich entschieden, heuer nicht mitzumachen, was wir natürlich respektieren», sagt Siegrist.
Besuch nur im Garten
«Bis jetzt haben sich 15 Familien gemeldet, die den Besuch des Samichlaus gerne in Anspruch nehmen würden», sagt Felix Waldis von der Chlausvereinigung Pfarrei St. Theresia in Seon. Die Familien empfangen den Chlaus im Garten – unter einem Schutzkonzept, das mit den Familien abgesprochen wurde. Die Eltern und die Schmutzlis tragen eine Maske.
«Der Samichlaus wird den nötigen Abstand einhalten und deshalb keine Maske tragen. So ist gewährleistet, dass die Kinder auch verstehen, was er ihnen zu sagen hat», betont Waldis. Dieses Jahr wurde auf eine grossflächige Werbung verzichtet und nur die Familien angeschrieben, die den Chlaus auch letztes Jahr gebucht haben. Fünf Samichläuse mit je zwei Schmutzlis würden dafür sorgen, dass der Brauch auch in Coronazeiten zelebriert werden könne.
Videobotschaften als Alternative
«Wir haben den Samichlaus nun definitiv abgesagt, bieten den bereits neun angemeldeten Familien jedoch an, dass der Samichlaus eine Videobotschaft mit Lob und Tadel schicken kann», sagt Lea Zeltner vom OK Jungschar Möriken-Wildegg. Zusätzlich haben die Eltern die Möglichkeit, für ihre Kinder eigene Chlaussäckli im Namen des Samichlaus zu verstecken, was der Samichlaus dann im Video erwähnen wird.
Es sei dem OK nicht leichtgefallen, diesen Traditionsanlass abzusagen. Man habe im Vorfeld verschiedene Optionen überlegt – etwa Besuche nur draussen abzuhalten. «Doch um kein Risiko einzugehen, haben wir uns dagegen entschieden», betont Zeltner. Erfahrungsgemäss kommen die meisten Anmeldungen Mitte bis Ende November. Deshalb habe man vorher einen Entscheid fällen wollen. Die Zeit wird nun genutzt, um die Videos zu drehen, um dann am 6. Dezember über diesen Kanal präsent zu sein. «Wir hoffen, den Kindern damit trotzdem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern», sagt Zeltner.
Traurige Premiere
Das erste Mal seit 20 Jahren werden die Chlausteams der Vereinigung Samichlaus Seetal nicht unterwegs sein. «Wir sind der Auffassung, dass ein Samichlausbesuch für alle in positiver Erinnerung bleiben soll», sagt Adrian Brodt vom OK. Es werde immer wieder mal emotional und dies lasse sich mit Hygiene und Abstand nicht vereinbaren. «Einfach nur vorbeigehen, alles auf Distanz machen, das entspricht nicht unserer Philosophie», betont Brodt. Dieser Entscheid wurde vor längerem gefällt, da die Teams jeweils schon im November für Anlässe gebucht werden.
Diese Philosophie vertritt auch das Chlaus-OK des Turnvereins Seengen. In einem Schreiben teilt das OK den Kindern mit, dass es aus tiefstem Herzen weh tue, den Anlass abzusagen. «Ein Samichlaus, der nur mit Abstand anwesend sein darf und das Chlaussäckli nicht persönlich übergeben darf, ist nicht in unserem Sinn. Wir müssen für dieses Jahr leider absagen», sagt Tina Siegrist vom OK.
Das Team Jubla Schenkenbergertal muss ebenfalls passen. Man habe sich schwergetan, dies zu entscheiden. Auch mit einem ausführlichen Schutzkonzept sei das Risiko einer Ansteckung, eine Übertragung von Familie zu Familie, zu gross. Zudem seien auch im Team einige ältere Personen dabei, betont das OK.