«Ich habe vor, die Arbeitswoche künftig flexibler einzuteilen»

Neue Routine: Hypi-CEO Marianne Wildi bei der Handdesinfektion. Foto: Fritz Thut
Neue Routine: Hypi-CEO Marianne Wildi bei der Handdesinfektion. Foto: Fritz Thut

Lenzburg: Die Coronapandemie hat auch Auswirkungen auf die Hypothekarbank Lenzburg. Zum Wohle von Kunden und Angestellten wurden Vorkehrungen getroffen. CEO Marianne Wildi verrät im Interview, dass einige Dispositionen längerfristig Bestand haben könnten.

Verhaltensregeln auf Plakaten, Plexiglasscheiben an den Schaltern und in den Sitzungszimmern die omnipräsenten Handdesinfektionsstationen sind die äusserlichen Coronazeichen am Hauptsitz der Hypothekarbank Lenzburg (Hypi).

Aber auch im Hintergrund wurde viel vorgekehrt, um Sicherheit und Betrieb zu gewährleisten. In der ersten Woche nach ihrer Rückkehr aus dem Homeoffice in ihr Büro an der Bahnhofstrasse gibt Marianne Wildi, Vorsitzende der Geschäftsleitung, Auskunft.

Wie hat die Hypi organisatorisch auf Corona reagiert?

Marianne Wildi: Wir haben einen Sonderstab aufgestellt, der mindestens einmal wöchentlich tagte, im engen Austausch mit dem Verwaltungsrat stand und so Entscheidungen rasch treffen konnte. Abteilungen wurden zur Sicherstellung des Betriebs getrennt, sodass, selbst wenn ein Team ausfallen würde, die Abteilung ihre Arbeit mit dem anderen Teil des Teams weiterführen könnte. In Kombination mit dem Wechsel ins Homeoffice von rund einem Drittel der Belegschaft konnten wir, im Unterschied zu anderen Banken, alle unsere Schalter mit reduzierten Öffnungszeiten immer geöffnet halten.

Sie selbst wechselten auch ins Homeoffice. Eine neue Erfahrung?

Seit Mitte März war ich im Homeoffice. Ich habe vorher nie effektiv daheim gearbeitet. Bisher hatte ich nur meine Mails bearbeitet und musste mich deshalb zuerst einrichten. Dann klappte es gut. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man daheim viel bewusster arbeitet. Ich machte bewusst eine längere Mittagspause, in welcher ich einkaufen ging und auch etwas Kleines kochte. Die persönliche Lebensqualität war somit für mich höher.

Nehmen Sie etwas von diesen Erkenntnissen rüber in den neu-alten Alltag?

Ich habe tatsächlich vor, die Arbeitswoche künftig flexibler einzuteilen. Mein Ziel ist es, einen Tag pro Woche daheim zu arbeiten.

Und wie bereitet sich die Bank auf die Nach-Corona-Ära vor? Wird es Änderungen geben?

Ja, es wird sicherlich künftig vermehrt Onlinesitzungen geben – die Vorteile sind unbestritten. Physische Treffen wird es aber auch weiterhin viele geben. Beides hat Vor- und Nachteile, physisch oder digital wird sich die Waage halten, die Wahl wird bewusster geschehen. Und es wird generell mehr Homeoffice geben. Dieser Wunsch gelangt von unseren Mitarbeitenden an uns.

Welche Änderungen haben Sie beim Kundenverhalten bemerkt? Gibt es hier Auswirkungen, etwa weniger Schalter oder Filialen?

Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg bei der Nutzung unseres E-Bankings und Mobile-Bankings. Wir planen jedoch keine Schliessungen von Filialen und gehen davon aus, dass die Kunden künftig wieder vermehrt zu uns in die Bankräumlichkeiten kommen werden. Die entsprechenden Sicherheitsmassnahmen, insbesondere auch bei den Beratungsräumen, sind uns daher wichtig.

Wird Corona zu grundsätzlichen Änderungen in der Finanzbranche führen? Kommt das Ende des Bargelds?

Corona hat einen deutlichen Digitalisierungsschub zur Folge, die Kunden erleben jetzt die Vorteile direkt. In vielen Bereichen wird etwa das «Unterschreiben» von Verträgen in digitaler Form möglich. Bargeld war in der Schweiz, im Unterschied zu anderen, beispielsweise nordischen Ländern, immer wichtig. Die Bezahlung mit Karte hat in Coronazeiten klar zugenommen und dies wird auch nach Corona so bleiben. Aber Bargeld wird noch lange nicht aus unseren Portemonnaies verschwinden und weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Wie viele Bundes-Covid-Kredite hat die Hypi den Betrieben in der Region gewährt?

Bis jetzt waren es genau 270 mit einer Totalsumme von 34 Millionen Franken, also 126'000 Franken im Durchschnitt pro Fall. Für uns war die enge Verbundenheit von Vorteil respektive wir haben die Kredite dort gesprochen, wo die Hypi Hauptbank ist. Vereinzelt wurden Anträge abgelehnt. Hauptsächlich, weil die Hypi dort nicht Hausbank war.

Sie waren bei der Vorbereitung dieses schnell geschnürten Hilfspakets mit der Bundesbürgschaft involviert?

Ja, das war interessant. Über eine gewisse Zeit gab es tägliche Videokonferenzen mit dem zuständigen Staatssekretariat, der Bankiervereinigung und etwa 70 Bankenverantwortlichen. An einem Termin, welcher am Sonntagmorgen stattfand, war sogar Bundesrat Maurer dabei. Da konnten sich alle einbringen, egal ob gross oder klein. Diese breite Abstützung war sicher ein Vorteil; es hat dann auch alles bestens geklappt.

Wie wird sich Corona auf die KMU in unserer Region auswirken?

Bund und Kanton haben enorme Anstrengungen unternommen, um etwa mit Covid-Krediten und Kurzarbeit die negativen Auswirkungen zu dämpfen. Wie sich Corona für das einzelne KMU auswirken wird, hängt von der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells und von der individuellen finanziellen Situation ab. Sicherlich wird die Zukunft herausfordernd. Die Betriebe werden je nach Ausgangslage und Branche die Nachwirkungen noch mehrere Jahre spüren. Es ist uns wichtig, dass wir im direkten Austausch mit unseren Kunden stehen und diese zeitnahe begleiten können.

Was passiert mit den verschiedenen  Hypi-Events?

Die Lockerungsmassnahmen des Bundesrats werden wir in der Hypi mit unserem Sonderstab analysieren. Vieles ist nun wieder erlaubt, einiges nach wie vor nicht und vor allem gelten auch weiterhin Abstandsregeln. Je nach Anlass ist eine Durchführung möglich oder nicht. 

Die Aktionärs-GV fand heuer nahezu im intimen Rahmen statt.

Das war überhaupt nichts Lustiges; es fehlte einfach der gesellschaftliche Kontakt. Die GV ist unser wichtigster Event und jeweils ein Riesennetzwerkanlass. Sie wäre auch nach den jetzt geltenden Regeln im bekannten Rahmen nicht durchführbar. Wir verfolgen die weitere Entwicklung gespannt und ich hoffe, dass es eine Zeit nach Corona gibt, wo der ungezwungene Austausch wieder möglich ist.

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