«Erfreuliches Ergebnis» bei den Stadtfinanzen
Rechnungsabschluss Im zweiten Coronajahr verzeichnete die Einwohnergemeinde Lenzburg einen guten Rechnungsabschluss. Ergebnis, Cashflow und Steuereingänge liegen über dem Budget. Dies ergibt ein neuartiges Problem.
Marc Lindenmann als Leiter Finanzen und der ab diesem Jahr neu für die Finanzen zuständige Vizeammann Andreas Schmid strahlen. Im Rathaus präsentierte das Duo schon am 66. Tag des Jahres 2022 den Rechnungsabschluss 2021 der Einwohnergemeinde Lenzburg.
Und die Zahlen zeigen ein überraschend positives Bild. Das Gesamtergebnis der Erfolgsrechnung fällt mit einem Plus von über 700000 Franken weit über doppelt so hoch aus wie im Budget vorgesehen. Neo-Finanzminister Schmid spricht von einem «sehr erfreulichen Ergebnis» und setzt dies gleich in Zusammenhang mit «der Unsicherheit während des Budgetprozesses».
Dazu muss man wissen, dass das Budget 2021 im ersten Covid-Sommer erstellt wurde. Die Unwägbarkeiten waren damals gross. Der Stadtrat machte sich seine Aufgabe nicht leicht und drehte in vielen Sparrunden an verschiedenen Finanzschrauben. «Angesichts des Weges, den wir damals zurücklegten, kann man von einem tollen Ergebnis sprechen», doppelt Finanzleiter Lindenmann nach.
«Lenzburg 21»-Abschreibung
Ein noch besseres Ergebnis wurde durch die ausserplanmässige Abschreibung von gut 1,2 Millionen Franken für das abgebrochene Projekt «Lenzburg 21» verhindert. Gemäss Schmid und Lindenmann bildet die Abschreibung der Planungskosten für die vorgesehene Neuorganisation der Stadtverwaltung im Hünerwadelhaus auch aus Sicht der kantonalen Gemeindeabteilung die «bessere Lösung». Ob allenfalls in Zukunft trotzdem noch Elemente aus «Lenzburg 21» verwendet werden können, werden die nächsten Jahre zeigen.
Angesichts des guten Abschlusses – etwa mit Steuereinnahmen, die im letzten Jahr 1 Million oder 2,8 Prozent über dem Budget lagen – lässt sich die Abschreibung einfacher verkraften.
Nettovermögen ist angestiegen
Dank den guten Zahlen wird Ende 2021 überraschend erneut ein Nettovermögen ausgewiesen. Von wenigen Franken im Vorjahr ist es auf substanzielle 3,5 Mio. angestiegen, was pro Einwohner 318 Franken ausmacht. Für eine Stadt, die 22 Jahre zuvor noch mit 31,4 Mio. in der Kreide stand, ist dies eine erstaunliche Wende, die von generell gutem Haushalten Zeugnis ablegt.
Etliche der guten Werte erklären sich durch einen Investitionsstau. Anstelle der 2021 vorgesehenen Nettoinvestitionen von 12,6 Mio. wurden im letzten Jahr nur 3,5 Mio. ausgegeben. Beispiele für verschobene Investitionen sind die Sanierungen der Bahnhofstrasse und der Bleiche und der Einbau des Widmi-Kunstrasens. Vorerst weggefallen sind die 5 Millionen, die eigentlich für das Projekt «Lenzburg 21» vorgesehen waren.
Grosse Liquidität als Problem
Die besonderen Konstellationen im letzten Jahr haben ungeahnte Auswirkungen. Finanzleiter Lindenmann spricht von zeitweise rund 24 Millionen Franken an liquiden Mitteln. 5 Millionen hat man 2021 als Darlehen bei zwei Aargauer Gemeinden parkiert.
Trotzdem taucht in der Bilanz ein Aufwand für Negativzinsen von über 23000 Franken auf.