Der Rest vom Fest
Dem widmet sich am ersten Tag des neuen Jahres ein Grossteil der Bevölkerung: dem Rest vom Fest, mit dem das neue Jahr begrüsst wurde. Der eine oder andere vielleicht – je nach Intensität des Festes – auch erst am zweiten Tag. Die Umsetzung guter Vorsätze muss noch etwas warten – bis sie spätestens im Lauf des Frühlings komplett aufgegeben werden.
Dass dem Aufräumen Priorität beigemessen wird, kommt nicht von ungefähr. Mit diesem Akt werden im Grunde die letzten Altlasten des vergangenen Jahres beseitigt. Das Fest fiel dieses Mal vielleicht weniger gross aus als in anderen Jahren. Die Überreste davon sind dafür wohl umso inbrünstiger entsorgt worden – selbstverständlich unter Einhaltung der Mülltrennung.
Das Geschirr landet im Spülbecken, obwohl manch einer vielleicht ein paar Teller oder Sektgläser lieber zerschlagen hätte. Wie befreiend würde es sich wohl anfühlen, die Scherben zusammen mit dem Rest des alten Jahres vor die Tür zu kehren. Aber kaum jemand hat das wohl tatsächlich gemacht. Dazu ist das schöne Geschirr dann doch etwas zu schade. Zu unkontrolliert und kindisch wäre das Ganze. Was würden wohl die Nachbarn denken?
Weniger Hemmungen im Umgang mit Geschirr hatten die Menschen, die in der Bronzezeit – vor rund 3300 Jahren – auf dem Seckeberg in Frick ein Fest feierten. Der Anlass der Feier ist nicht bekannt. Nach dem Festschmaus zerschlug die Festgemeinschaft das dafür gebrauchte Tongeschirr. Als wäre das nicht genug, landeten die Scherben der mindestens 68 Gefässe auch noch im Feuer und wurden abschliessend vergraben. Warum die Gefässe zerschlagen wurden, ist nicht klar. Aus Freude oder vielleicht sogar aus Trauer? Waren die Gefässe eine Gabe an eine höhere Macht? Sicher steckt hinter der Zerstörung mehr als blosse Unlust auf den Abwasch. Wie dem auch sei. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass es – Nachbarn hin oder her – vielleicht ganz erfrischend sein könnte, ein neues Jahr nicht mit knallendem Feuerwerk, sondern mit klirrenden Tellern zu begrüssen. Scherben sollen ja bekanntlich Glück bringen.
Eine Auswahl des Restes vom Fest auf dem Seckeberg ist seit November in der Vitrine «Archäologie aktuell» im Museum Burghalde ausgestellt.
«Ausgegraben». Hier schreiben Mitarbeiter des Lenzburger Museums Burghalde jeweils in der ersten Ausgabe des Monats über originelle Fundstücke.