«Das Zeughausareal als Standort für die Kantonsschule macht Sinn»

Lenzburg Der ehemalige Stadtammann Hans Huber verfolgt das politische Geschehen weiter intensiv, hat sich jedoch bisher mit Kommentaren zu aktuellen Projekten zurückgehalten. Nun nimmt er – als Einwohner und Ortsbürger, wie er betont – Stellung zur Standortfrage der angestrebten Kantonsschule.

Laut alt Stadtammann Hans Huber gut geeignet als Kantonsschulstandort: Das Zeughausareal im Westen von Lenzburg. Foto: Fritz Thut

Laut alt Stadtammann Hans Huber gut geeignet als Kantonsschulstandort: Das Zeughausareal im Westen von Lenzburg. Foto: Fritz Thut

Machte sich Überlegungen zum Kanti-Standort: Alt Stadtammann Hans Huber in seinem Home-Office. Foto: Britta Gut

Machte sich Überlegungen zum Kanti-Standort: Alt Stadtammann Hans Huber in seinem Home-Office. Foto: Britta Gut

Hans Huber, Sie haben sich seit Ihrem Rücktritt als Stadtammann nie öffentlich zu einem Geschäft geäussert, warum jetzt?

Hans Huber: Auf Grund der momentan geführten Diskussion über den möglichen Standort der geplanten Kantonsschule in Lenzburg äussere ich mich als Einwohner und Ortsbürger zu diesem Vorhaben. Die ins Spiel gebrachte Standortalternative Wilmatte für einen solch grossen Schulkomplex erachte ich nicht als geeignet.

Was sind die Gründe für die Ablehnung der Wilmatte?

Dieses noch unberührte Kulturland, angrenzend an den renaturierten Aabach, als Vorfeld zur Sportanlage Wilmatte ist ein Teil des grossartigen Naherholungsgebietes Aabach und Wiltäli. Diese zum Glück unverbaute Parzelle diente schon als Festplatz für verschiedene Anlässe und zuletzt als Provisorium für den Neubau des Altersheimes Obere Mühle. Die Baubewilligung dieses grossen Wohncontainer-Dorfes konnte ohne Einsprache erteilt werden mit der Zusicherung des Stadtrates auf Rückbau.

Haben Sie weitere Gründe, die gegen eine mögliche Überbauung sprechen?

Die Bewohner des Alterszentrums Obere Mühle schätzen die kurze Gehdistanz ins Grüne, die dank der guten Erschliessung rege genutzt wird. Dies gilt ebenso für unzählige Sportler, Spaziergänger und Schüler zur Sportanlage Wilmatte.

Die Erschliessung sehen Sie ebenfalls als problematisch.

Die Verkehrssituation an der Bachstrasse, insbesondere die Einmündung in die Aarauerstrasse, ohne Rechtsabbiegen, konnte durch die spezielle Lage bei der Ampelanlage Knoten Bleiche auch mit dem Bau der Kerntangente aus Platzgründen nicht zufriedenstellend gelöst werden. Das führt zu Wendemanövern für Autos Richtung Aarau, die nicht zugelassen sind, jedoch toleriert werden. Die Bachstrasse, einmündend in die Wilstrasse, ist heute schon stark frequentiert durch den Verkehr mit der Justizvollzugsanstalt und den beiden Untersuchungsgefängnissen. Da anzunehmen ist, dass nicht alle Schüler und Lehrpersonen mit dem ÖV anreisen, wird diese Verkehrslage zusätzlich belastet und erfordert die nötigen Parkplätze. Eine mögliche Verkehrsspange durch belebte Wohnquartiere zur Entlastung ist in der heutigen Zeit nicht mehr zielführend und würde unweigerlich zu unzähligen Einsprachen führen.

Und die Kantonsschüler?

Der Schülerstrom durch die Stadt auf die Wilmatte, zu Fuss, mit dem Velo oder per Bus, wäre nicht wünschenswert. Eine solch gute Situation wie bei der Berufsschule Lenzburg, an der Peripherie der Stadt mit Parkhaus und Bushaltestelle, kann für den Standort Wilmatte nicht geschaffen werden.

Und der Standort Zeughausareal, wie beurteilen Sie diese Situation?

Alle diese vorgängig aufgeführten Vorteile wie bei der Berufsschule wären hier gegeben. Die Nähe zum Bahnhof, zur Schul- und Sportanlage Lenzhard sowie die gute Erreichbarkeit. Ich habe meine ursprüngliche Meinung zu einer Kantonsschule in Lenzburg grundlegend geändert. Nicht jedes Vorhaben kann an der Wertschöpfung gemessen werden, vor allem nicht bei der Bildung und der Kultur. Gerade hier hat die Ortsbürgergemeinde grosszügig ihren Beitrag geleistet. Ich denke da beispielsweise an die Bereitschaft, das alte Zeughaus dem Stapferhaus für ihre Ausstellungen viele Jahre zur Verfügung zu stellen, an die Um- beziehungsweise Neugestaltung des Museums Burghalde, die Unterstützung für das traditionelle Brauchtum der Stadt und der Einwohnergemeinde in zahlreichen Belangen.

Viele Ortsbürgergemeinden sind an den fehlenden Finanzen gescheitert und aufgelöst worden, nicht aber Lenzburg.

In vorausschauender Weise haben wir für das einträgliche Kieswerk die Bewilligung für eine weitere Abbau-Etappe trotz strengen Auflagen der kantonalen Instanzen erhalten und somit den Fortbestand gesichert. Der Kauf des Seifi-Areals durch die Ortsbürger, die damit an Stelle der verschuldeten Stadt dieses wichtige Areal gesichert haben, ist ebenfalls gebührend zu erwähnen. Dieses Areal wird einmal zur Entwicklung in der Nähe zur Altstadt einen grossen Beitrag leisten. Ich habe es selbst an vielen Ortsbürgerversammlungen erfahren, dass die Ortsbürger mit den finanziellen Ressourcen vorsichtig und sorgfältig umgehen. Das Zeughausareal für den Standort Kantonsschule abzugeben, Kauf oder im Baurecht, macht Sinn und sichert somit auch Einnahmen für die Ortsbürger. Die Zustimmung dafür ist ein grosser Beitrag in die Bildung und die Zukunft unserer Jugend.

Glauben Sie, dass dies Argumente für einen neuen Antrag an die Ortsbürgergemeindeversammlung sein könnten?

Es lohnt sich, nochmals über die Bücher zu gehen und dem Kanton mit Nachdruck das entsprechende Angebot zu machen. Wenn meine Überlegungen dazu beitragen, freue ich mich für unsere schöne und innovative Stadt. (lba)

11 Jahre «Bauminister»

Hans Huber-Gebel war von 2000 bis 2012 Stadtrat, davon 7 Jahre Stadtammann. Er hat das Ressort Bau und Umwelt 11 Jahre geleitet. In seiner Amtszeit wurden wichtige Planungen in Angriff genommen, unter anderem Bahnhof, Verkehrssanierung Knoten Neuhof, Gestaltungsplan Widmi, Umzonung Hornerfeld, Einzonung Hero-Areal in Wohn- und Gewerbezone. Ebenso fielen die Fertigstellung der Kerntangente, die Realisierung der Überbauung Sandweg-Isegasse,die Gartenstadt Widmi, der neue Stadtteil Im Lenz, Hero-Hornerfeld und Erweiterungsbauten der Berufsschule in seine Amtszeit. «Das grosse Bauvolumen hat zum nötigen Wachstum und zur Entwicklung der Stadt geführt», so der Altstadtammann im Rückblick. (lba)

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