Coronapandemie brachte es an den Tag: Das Hotel Lenzburg ist zu klein

Hotellerie Nach 265 Jahren ist Schluss mit Hotellerie und Gastronomie: Das Hotel Lenzburg (früher Hotel Haller) muss wegen Corona die Waffen strecken. Die Liegenschaft an der Aavorstadt wird verkauft.

Das waren noch Zeiten: Guido Fischer und Rolf Kasper von der HoLenz AG flankieren im Jahr 2003 nach dem Kauf des damaligen Hotels Haller Direktorin Agnes Kägi. Archivfoto: Fritz Thut
Das waren noch Zeiten: Guido Fischer und Rolf Kasper von der HoLenz AG flankieren im Jahr 2003 nach dem Kauf des damaligen Hotels Haller Direktorin Agnes Kägi. Archivfoto: Fritz Thut

Es ist eines der prominentesten Opfer der Pandemie im Aargau. «Das Hotel Lenzburg wird nicht mehr als Hotelbetrieb weitergeführt» ist eine ziemlich dürre Medienmitteilung von letzter Woche überschrieben.

Die Kette Aargauhotels.ch, zu der das Traditionshaus Hotel Lenzburg und acht weitere Betriebe im Kanton gehören, gab bekannt, dass man «aufgrund der Covid19-Pandemie» entschieden habe, den Hotel- und Restaurantbetrieb nach dem Lockdown nicht wieder zu eröffnen.

Ende einer langen Geschichte

Die HoLenz AG, seit August 2003 Besitzerin der Hotelliegenschaft an der Aavorstadt 26, verkauft das Gebäude und der neue, noch anonyme Eigentümer sieht offensichtlich keine Zukunft im Gastrobereich. Rolf Kasper, zu dessen Holding die HoLenz AG gehört, schätzt, dass «der Verkauf in den nächsten zwei Monaten über die Bühne geht».

Die Geschichte des «Hallers» geht noch viel weiter zurück als die zweitletzte Handänderung. Ein erster Eintrag stammt aus dem Jahr 1756. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Familie Haller den Betrieb übernahm, wurde der Speisewirtschaft ein Hotelbetrieb angegliedert, dessen Zimmer laufend den steigenden Bedürfnissen angepasst wurden.

Mit 21 Zimmern zu klein

Betroffen von der Hotel-Lenzburg-Schliessung sind total 13 Mitarbeitende, davon vier Lehrlinge. Für die beiden Auszubildenden im Abschlussjahr hat man im gruppeneigenen Hotel Krone in Lenzburg eine nahtlose Anschlusslösung gefunden. Den andern Betroffenen bietet man innerhalb der Aargauhotels.ch-Kette eine Lösung an, wie Verwaltungsrat Dominik Wyss dieser Zeitung sagte.

Gemäss Wyss habe man beim Hotel Lenzburg «nichts falsch gemacht»: «2019 hatten wir hier ein hervorragendes Jahr und auch für 2020 sah es gut aus.» Doch mit der Zwangsschliessung wegen Corona habe man erkennen müssen, dass das Hotel Lenzburg mit 21 Zimmern für einen nachhaltigen Betrieb zu klein ist.

Bis zuletzt habe man an den Betrieb geglaubt, so Wyss. Im ersten Coronajahr 2020 tätigte man sogar noch grössere Investitionen, erneuerte etwa den Saal rundum und die Küche teilweise. Doch eine nüchterne Analyse – «über die Bücher geht man in unserer Branche permanent» – habe nun ergeben, dass man einen Schlussstrich ziehen muss, solange man den Verpflichtungen nachkommen könne. Eine Aufstockung des bereits beanspruchten Covid-Kredits bringe nichts, da man dann die nächsten Jahre diese Summen abstottern müsse und dadurch kaum Perspektiven habe.

Badi-Betrieb bleibt

Die Betriebsgesellschaft Hotel Lenzburg AG als 100-prozentige Tochter der Aargauhotels.ch bleibt bestehen und wird weiterhin verschiedene Badibeizen in der Region, darunter jene in Lenzburg, führen. «Wir haben hier noch einen Vertrag für das laufende Jahr und würden gerne weitermachen», so Dominik Wyss.

Ausgestiegen ist man hingegen aus dem kleinen Kreis der Schloss-Lenzburg-Caterer. «Wir haben Stadtammann Daniel Mosimann diesbezüglich informiert», sagt Wyss, wobei er gleich ergänzt, dass da im Moment für die Verbleibenden «Krone» und «Ochsen» auch nicht viel los ist.

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