Mut. Chancen. Erfolge. Der erste Anlass der RIF regte zum Nachdenken an
Regionale Integrationsfachstelle Am 23. September fand der erste öffentliche Anlass der neu geschaffenen Regionalen Integrationsfachstelle (RIF) statt.

Die RIF Lenzburg Seetal lud zum 1. öffentlichen Anlass ein. Der Saal des katholischen Pfarreizentrums war nach kurzer Zeit gestossen voll. Fast die Hälfte der Menschen im Saal hatte einen Migrationshintergrund. Dies erörterte Zarina Majetić zu Beginn. Sie stellte dem Publikum drei Fragen: Wer ist eingewandert, wer ist eingebürgert und wer hat mindestens einen Elternteil, der nicht in der Schweiz geboren wurde. Dies sei die Definition des Migrationshintergrunds in der Schweiz. Arlette Oomen und Zarina Majetić trafen mit ihrem Podium voll ins Schwarze. Das Hilfswerk der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (HEKS) war mit Inna Naumann vor Ort. Am Podium ging es um fünf Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung sowie deren Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter. Sie berichteten von ihren Erfahrungen.
Ein Jurist machte den Anfang
Den Anfang bestritt der Ukrainer Vlad Rudenko. Mit seinem Bruder und seiner Freundin floh er nach der russischen Invasion. In seinem Heimatland war er Jurist. Um sich zu integrieren, arbeitete er erst auf freiwilliger Basis und begann schliesslich sein Rechtspraktikum bei HEKS MosaiQ. Ihm hätten Deutschkurse sehr geholfen, meinte er. Auch empfinde er die Schweizer als sehr offene Menschen.
Eine freiwillige Lehrerin kam zu Wort
Martha Pabst ist Rentnerin. Sie gibt Deutschkurse auf freiwilliger Basis und wusste viel von ihrer Arbeit beim Netzwerk Asyl zu berichten. Sie wurde angefragt, ob sie sich diese Arbeit vorstelllen könnte. Sie habe lange mit einer Entscheidung gehadert. War dann aber nach kürzester Zeit im Dienst Feuer und Flamme dafür. «Ich staune immer wieder, wie mutig diese Menschen sind, die in unser Land kommen», erklärte sie. «Sie haben so viel Leid erlebt und sind trotzdem freundlich und zufrieden.» Ihre Arbeit sei sehr erfüllend.
Ein langer Weg zum Glück
Eine weitere Teilnehmerin war Eda Karli. Sie arbeitet als Lehrperson in Möriken-Wildegg und kam spät aus der Türkei in die Schweiz – der Liebe wegen. Sie habe sehr lange gebraucht, um sich zuhause zu fühlen. «Ich war halt schon 30 Jahre alt, als ich hierher kam. Meine Heimat ist die Türkei», erklärte sie. Sie sei nun aber glücklich, habe Freunde und ein sehr gutes Arbeitsverhältnis. Sie ist Gründerin von «Angel’s Coaching». Angel’s Coaching ist ein Ort, an dem Erwachsene und Kinder an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen können – darunter sind Sprachkurse, Kinderworkshops und kulturelle Veranstaltungen.
Ein Unternehmer berichtet
Auch dabei war Daniel Hächler von der Bäckerei Hächler in Seeengen. Er hat vor neun Jahren einen Flüchtling aus Afghanistan angestellt. Zuerst mit wenigen Stunden täglich, dann mit sukzessiver Steigerung. Bis schliesslich erst das Berufsattest in Angriff genommen wurde und dann die Berufslehre. «Heute ist der Mann ein festes Mitglied im Team», berichtete Hächler. Man habe anfangs Herausforderungen wegen der kulturellen Differenzen gehabt. Aber seit gut einem Jahr habe man keine Probleme mehr. Der Bäckermeister habe erkannt, dass man bei Menschen mit diesem Hintergrund mit kleinen Schritten doch zum Erfolg komme. «Ich habe gesehen, dass er arbeiten kann. Also wollten wir es probieren.» Von zu viel Bürokratie im Vorfeld oder während des Integrationsprozesses will Hächler nichts wissen. «Da gibt es viel Schlimmeres», bestätigte er gegenüber dem Publikum.
Ukrainerin ist Pädagogin an der Heilpädagogischen Schule
Zuletzt kam Tanja Haranzha zu Wort. Sie ist seit diesem Jahr als Fachperson Pädagogik, als Lehrerin, an der HPS Lenzburg angestellt. Sie floh mit ihren Kindern aus der Ukraine und kommt ursprünglich aus einer Zone, die noch immer von Russland besetzt ist. Ihr Sohn macht eine Ausbildung als Elektriker und ihre Tochter besucht die 6. Klasse. Ihr sei in der Schweiz sehr wohl. Den Weg zum Erfolg bei der Integration sieht sie hauptsächlich darin, dass man sich selbst stetig motivieren soll. Man solle selbstbewusst bleiben. Bald will sie die C2-Prüfung in deutscher Sprache ablegen. Das Sprachniveau C2 ist die höchste Stufe des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) und steht für annähernd muttersprachliche Kenntnisse.
Ein voller Erfolg
Summierend darf gesagt werden, dass dieser Anlass ein grosser Erfolg für die RIF darstellen dürfte. Auch Stadträtin Beatrice Taubert, welche Präsidentin der Steuergruppe der RIF ist, zeigte sich sehr zufrieden: «Ich fand den Abend super und mit Arlette Oomen und Zarina Majetić haben wir grosses Glück.»