Chlausmärt ist einkaufen unter freiem Himmel
Lenzburg Mit den vielen Absagen von Märkten ist praktisch ein Berufsverbot für die Markthändler entstanden. Diese Berufsgattung hat schon seit Monaten keine Einnahmen mehr.
Auch der traditionsreiche Lenzburger Chlausmärt, der jeweils am zweiten Donnerstag im Dezember stattfindet, wurde zum Leidwesen von Kurt Kaufmann durch den Stadtrat abgesagt.
Kaufmann ist Vizepräsident der Sektion Zentralschweiz des Schweizerischen Marktverbandes und seit 2016 verantwortlicher Marktchef vom Mai- und Chlausmärt in Lenzburg: «Der Chlausmärt ist für viele Marktfahrer einfach Tradition und bei allen fest verankert», kommt Kaufmann ins Schwärmen, «aber meines Erachtens wurde er viel zu früh abgesagt, obwohl wir ein gutes Sicherheitsdispositiv vorlegen konnten, das sich auf andern Märkten wie zum Beispiel in Reinach bestens bewährt hat.»
Märkte seit Mai wieder möglich
«Nach dem ersten Lockdown im Frühling erlaubt der Bundesrat schon seit Mai die Durchführung von Märkten wieder. Aber trotz der Lockerung werden praktisch alle grösseren Märkte in den Marktgemeinden abgesagt», erzählte Kaufmann weiter, «und viele Gründe für die Absagen der Marktgemeinden decken sich ganz und gar nicht mit den Aussagen von Bund und Kanton, denn Märkte fallen nicht unter das Veranstaltungsverbot.»
Laut Kurt Kaufmann kann auch in Lenzburg der Besucherstrom relativ sicher geführt werden. An neuralgischen Punkten müssten nach seinen Angaben halt einfach zwei bis drei Stände weniger gestellt werden.
Zudem hat sich am Herbstmarkt in Reinach gezeigt, dass weniger Besucher kommen, und sollte die Maskenpflicht bis zum Chlausmärt andauern, würde es auch in Lenzburg einen spürbaren Besucherschwund geben. «Und ich habe von keinem Markt irgendwelche Rückmeldungen betreffend Coronaansteckungen», sagte Kaufmann zu den Besucherzahlen.
«Wir möchten wieder arbeiten»
Natürlich ist der Frust über die horrenden Einnahmeverluste durch die ausfallenden Märkte bei den Marktfahrern sehr gross. Aber andererseits anerkennen sie die Bemühungen vieler Marktorte.
«Die wenigen Märkte, welche stattfinden, laufen sehr erfreulich», sagte Kaufmann bei einem Augenschein auf dem Warenmarkt in Unterkulm am 30. Oktober.
An den Marktständen waren überall die Sicherheitsvorgaben angebracht, am Magenbrotstand wurden alle Vorkehrungen wie Plexiglas, Desinfektionsmittel und Abstandsmarkierungen vorbildlich umgesetzt.
«Wir sind froh, dass es noch mutige Organisatoren gibt, denn wir wollen und müssen arbeiten», sagte ein Marktbetreiber. Im November und Dezember findet normalerweise fast täglich irgendwo ein Markt statt, es sind die finanziell wichtigsten zwei Monate im Jahr.