Blackout verhindern hat Priorität

Energie An einem Podium an der Berufsschule Lenzburg wurde kürzlich über die drohende Energiekrise und die Folgen für das Gewerbe diskutiert. Klar wurde dabei vor allem, dass sehr vieles nach wie vor unklar ist.

Blickt trotz Energiemangellage optimistisch in den Winter: Markus Blättler, Geschäftsführer SWL Energie AG. Foto: Romi Schmid
Blickt trotz Energiemangellage optimistisch in den Winter: Markus Blättler, Geschäftsführer SWL Energie AG. Foto: Romi Schmid

Rund 60 anwesende Gewerbetreibende nahmen auf Einladung des Lebensraums Lenzburg-Seetal, des Gewerbevereins Lenzburg und Umgebung und des Regionalen Führungsorgans am Podium zum Thema Energiemangellage teil und hörten den Ausführungen der Experten, Jürg Link, Chef Regionales Führungsorgan Lenzburg, und Matthias Blättler, Geschäftsführer SWL Energie AG, zu.

Besonderes Augenmerk der Veranstaltung: mögliche Kontingentierungen und Abschaltungen. Hierzu gab es dann auch gleich nützliche Beispiele und Tipps aus der Praxis von Daniel Müller, Leiter Logistik bei der Hypothekarbank Lenzburg, und Christoph Leimgruber, Geschäftsführer der Firma Alesa AG aus Seengen.

Keine pfannenfertige Lösung

Die Begriffe «Blackout» und «Strommangellage» werden oft verwechselt, bedeuten aber bei weitem nicht das Gleiche: Eine Strommangellage könne zwar einem Blackout vorausgehen, informiert Blättler, könne aber auch andere Ursachen haben, etwa den Ausfall eines Kernkraftwerks. Damit es nicht zu einem Blackout durch die momentane Energiemangellage komme, müssen Massnahmen getroffen werden, ergänzt Link. Dabei gebe es, so der Chef des Regionalen Führungsorgans weiter, keine «pfannenfertige Lösung» für das Gewerbe. «Jeder Betrieb ist anders und braucht eine individuelle Lösung», so Link. Aber: «Wir möchten sensibilisieren, das Thema anzupacken – ohne zu alarmieren.»

Sparen und einschränken

Wird der Strom knapp, richtet der Bundesrat zuallererst Sparappelle an die Bevölkerung und das Gewerbe. Danach können Verbrauchseinschränkungen angeordnet werden, etwa für Saunen, Whirlpools oder Rolltreppen. In einem weiteren Schritt kann der Bundesrat Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100000 Kilowattstunden kontingentieren, also sie anweisen, ihren Stromverbrauch um einen bestimmten Prozentsatz zu senken.

In der vierten und letzten Phase wären zyklische Netzabschaltungen die «Ultima Ratio». Das bedeutet, die Stromversorgung wird für eine gewisse Zeit unterbrochen. Diese hätten für Wirtschaft und Bevölkerung erhebliche Konsequenzen. Deshalb gelte es, so Link weiter, diese um jeden Preis zu verhindern.

Beispiele aus der Praxis

Was tun, wenn es doch zu Abschaltungen kommt? Bei der Hypothekarbank Lenzburg bereitet sich ein Krisenstab intensiv auf mögliche Blackout-Szenarien vor. Etwa mit einer Schulung und Übungen eines eigens eingesetzten Krisenstabs, erzählt Müller, um die Bank bestmöglich vorzubereiten. Auch seien die Sparpotenziale erkannt, so Müller weiter, und Massnahmen umgesetzt oder geplant. So werden etwa alte, energieverbrauchende Leuchtmittel laufend durch stromsparende Lampen ersetzt, die Mitarbeitenden aufgerufen, die Treppen anstelle der Aufzüge zu benutzen, und im Mitarbeiterparkhaus rund die Hälfte der Lampen ausgeschaltet. «Dabei steht die Sicherheit immer an allererster Stelle», betont Müller.

Liste mit Aktionspunkten

Auch bei der Seenger Firma Alesa laufen die Vorbereitungen für einen möglichen Blackout auf Hochtouren. Denn: Der auf Präzisionswerkzeug spezialisierte Industriebetrieb beschäftigt rund 60 Mitarbeitende – und ist auf Strom angewiesen: «Ohne Strom läuft bei uns gar nichts. Wir haben keine Handarbeitsplätze», sagt Christoph Leimgruber.

Für den Ernstfall ist der Geschäftsführer vorbereitet: Obwohl er das Szenario möglicher Abschaltungen nicht «wahnsinnig realistisch» sieht, gibt es eine akribisch geführte Excel-Liste; 50 Aktionspunkte, die im Falle eines drohenden Blackouts durchgeführt werden müssen. Etwa, welche Maschinen wann heruntergefahren und welche Prozesse wie gesteuert werden müssen. «So eine Liste ist relativ schnell gemacht – und es hilft, im Fall der Fälle vorbereitet zu sein», so Leimgruber.

Drohende Blackouts: realistisches Szenario oder unnötige Panikmache? In einem Punkt ist man sich einig: Die Mangellage sollte unbedingt verhindert werden – gemeinsam und solidarisch. Oder wie es Jürg Link ausdrückte: «Wir sitzen alle im selben Boot.»

Weitere Artikel zu «Stadt Lenzburg», die sie interessieren könnten

Stadt Lenzburg13.11.2024

Happy Birthday: Eine Winterlinde für Lenzburg

Grosser Geburtstag Zum 150. Geburtstag schenkte der Gartenbauverein der Stadt Lenzburg eine Winterlinde.
Stadt Lenzburg13.11.2024

LIFT und HPS: Erste Schritte auf dem Arbeitsmarkt

Potenzielle Fachkräfte Simon ist 16 Jahre alt und besucht die Heilpädagogische Schule (HPS) Lenzburg. Über das LIFT-Angebot kann er erste…
Sportliche Premiere in Lenzburg
Stadt Lenzburg13.11.2024

Sportliche Premiere in Lenzburg

Breitensport Am 26. November kommt es in Lenzburg zu einer Premiere: der Beginn der «Urban-Navigator-Serie».

Als «Unkonventionelle…