Ausgegraben: Was für ein Theater

Eine Abhandlung über Glas liesse sich auf ganz unterschiedliche Weise beginnen. Beispielsweise, dass Glas zu rund 10 Prozent aus Kalk, zu 20 Prozent aus Soda und zum grossen Rest aus Sand besteht.
Sand? Das lässt im Sommer vor allem an herrliche Strände denken – gerade, da barfuss laufen im Meeressand für die meisten eher eine Träumerei als Realität bleiben wird.
Doch die Wahrscheinlichkeit, hierzulande baren Fusses in eine Scherbe zu treten, dürfte ähnlich hoch sein wie auf einer Ferieninsel. Der herrliche Sommertag wäre also so oder so gehörig vermiest. Lieber geniessen die Daheimgebliebenen das Seetal und trinken einen kräftigen Schluck des köstlich kühlen Biers aus der Flasche.
Die Römer, die im Lindfeld vor fast 2000 Jahren lebten, tranken zwar noch kein Flaschenbier, für Glas hatten sie allerdings auch sonst reichlich Verwendung. Die Tatsache, dass eher wenig davon bis heute überdauert hat, ist übrigens dem Umstand geschuldet, dass auch die Römer schon Recycling betrieben. Glücklicherweise waren Gläser damals auch eine beliebte Grabbeigabe, sodass sich die Ausgräber und Museumsgäste auch heute noch an der Vielfalt von Formen und Farben antiker Gläser erfreuen können.
Das lateinische Wort für Sand lautet übrigens «arena». In Lenzburg gibt es zwar keine Arena wie in Rom, sehr wohl aber ein ansehnliches szenisches Theater. Also keine weiteren Träumereien von weissen Stränden. Das römische Theater ist immer einen Besuch wert. Mit 4000 (!) Sitzplätzen sollte auch das Abstandhalten in dem halbrunden Bau kein Problem sein.
Das römische Theater ist öffentlich zugänglich. Glasfunde aus der Römerzeit und anderen Epochen gibts im Museum Burghalde Lenzburg.
«Ausgegraben». Hier schreiben Mitarbeiter des Lenzburger Museums Burghalde jeweils in der ersten Ausgabe des Monats über originelle Fundstücke.