Ausgegraben: Mondhörner – ganz schön kultig
Die urgeschichtliche Archäologie hat weit mehr zu bieten als Tonscherben, Tierknochen und Werkzeuge aus Feuerstein. Neben der Eismumie «Ötzi» und Pfahlbauern auch seltsame Objektbezeichnungen.
So geschehen bei «Mondhörnern», Objekten aus gebranntem Ton der späten Bronzezeit (etwa 1000 vor Christus). Deren Zweck kennt heute niemand mehr. Doch selbst wenn alles unklar ist, muss man die Dinge schliesslich beim Namen nennen. Und wenn es keinen passenden Namen gibt, wird eben einer kreiert. Für die notwendige Inspiration sorgte die Form des Objekts, welche an Stierhörner oder eine liegende Mondsichel erinnert.
Erstmals entdeckt wurden Mondhörner bereits im 19. Jahrhundert. Im Lauf der Zeit übten sich die frühen Forscher in Kreativität, um den Zweck der Fundstücke herauszufinden. Mit den verschiedenen Interpretationen änderte sich auch deren Bezeichnung: Je nach Forscher war es ein «Mondidol», ein «Feuerbock» oder ein «Kulthorn». Auch die Deutung als Nackenstütze wurde diskutiert, nach praktischen Versuchen und einer Genickstarre jedoch bald wieder verworfen.
Forscher am Ende ihres Lateins
Heute geht die Anzahl bekannter Mondhörner in die Tausende. Wenn es um deren Zweckbestimmung geht, sind Forscher allerdings weiterhin schnell mit ihrem Latein am Ende. Letzteres hilft in dieser Frage sowieso nicht weiter: Denn weder die römische Sprache noch schriftliche Quellen existierten in der Bronzezeit. Und so bleibt die Bedeutung der Mondhörner weiterhin ein Mysterium.
Ein Mysterium? Tatsächlich ist sich die Wissenschaft mittlerweile so weit einig, dass die Objekte wohl im Rahmen eines bronzezeitlichen Kultes genutzt wurden. Für die konkrete Verwendung der Mondhörner darf man seiner Fantasie aber weiterhin freien Lauf lassen.
Ausstellung bis 4. Juli
Mehr zum Thema lässt sich im Museum Burghalde erfahren: Eine Wanderausstellung präsentiert im zweiten Stock bis am 4. Juli erstmals 40 Mondhörner aus der gesamten Schweiz.
Weitere Funde zu Kult und Religion der Bronzezeit sind in der Vitrine «Archäologie aktuell» ausgestellt.
«Ausgegraben». Hier schreiben Mitarbeiter des Lenzburger Museums Burghalde jeweils in der ersten Ausgabe des Monats über originelle Fundstücke.