Wilhelmina klopfte sacht an Brestenberg-Pforten
Seengen Die erste volle Saison von «Wilhelmina – Fest der Künste» ist abgeschlossen. Am Schlusstag gab es beim Brestenberg «Höfische Musik» und zeitgenössischen Tanz.
Nicht weniger als 25 Anlässe umfasste das neue interdisziplinäre Kulturfestival «Wilhelmina – Fest der Künste» mit Schloss Hallwyl als geografischem Zentrum.
Für einige Veranstaltungen verliess man das alte Gemäuer und bespielte Schwimmbäder, ein Hallwilerseeschiff und – am letzten Tag – das ehemalige Schlosshotel Brestenberg. In einer Matinee wurde hier «Höfische Musik» gegeben. Zu den Klängen eines Bläserquartetts aus den Reihen von argovia philharmonic wurde von Sina Friedli und Steven Forster zeitgenössischer Tanz geboten.
Die Körperbewegungen bildeten so einen spannenden Gegenpol zu den Melodien aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Interpretiert wurden diese von Marc Jaussi und Corrado Bossard (Trompete) sowie David Rufer und Christoph Bolliger (Posaune). Das Quartett hatte sich unter der riesigen Platane am Rand der einstigen Gartenwirtschaft aufgestellt. Just dort, wo man vor Jahrzehnten als Krönung des Sonntagsspaziergangs seinen Eiscafé schlürfte.
Diesmal war es zu frisch für solche Genüsse. Trotzdem gab es zahlreiche Besucher, die es sich nicht entgehen lassen wollten, wieder einmal das seit vielen Jahren für die Öffentlichkeit geschlossene Brestenbergareal zu besuchen. Der Zugang beschränkte sich allerdings auf den Innenhof, wo zwei Reihen Holzklappstühle aufgestellt wurden.
Intensivere Bespielung 2022?
Im nächsten Jahr soll dies anders werden. Die frühere Kaltwasserheilanstalt, deren Bau ursprünglich ebenfalls von einem von Hallwyl initiiert worden war, soll 2022 stärker ins «Wilhelmina»-Festival einbezogen werden. Der Künstlerische Leiter Walter Küng will und kann noch keine Details zum vorgesehenen Programm verraten, doch nach dem «Höfische Musik»-Konzert hat er sich intensiv mit Christoph Lichtin ausgetauscht.
Lichtin ist Geschäftsführer der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), der der Brestenberg seit 1984 gehört. Damals kaufte der Winterthurer Immobilienunternehmer Bruno Stefanini das Areal, das bis hinunter an den See reicht. Seine hochtrabenden Ausbaupläne wurden 1994 schubladisiert.
Seit exakt 40 Jahren ist der Bevölkerung der Zugang zu den Innenräumen verwehrt. Schafft es ausgerecht «Wilhelmina», das Dornröschenschloss wachzuküssen? Etwas, woran Generationen von Gemeinde- und Kantonspolitiker gescheitert sind.