Von «guten» und «schlechten» Marienkäfern
Reaktion Asiatische Marienkäfer verdrängen immer mehr unsere einheimischen Exemplare. Damit wird der Glücksbringer teilweise zu einem Problem.
Der Frontseiten-Artikel über die Überwinterung von Marienkäfern in der Ausgabe von letzter Woche hat eine grosse Resonanz ausgelöst. Offenbar gehören die abgebildeten Marienkäfer auf dem Bild nicht zu unseren einheimischen Käfern, sondern stammen aus Asien. Diese Art hat sich in den letzten Jahren stark vermehrt und scheint unsere einheimischen Exemplare langsam zu verdrängen.
Daniel Labhart von der Gärtnerei Labhart in Schafisheim erklärt: «Die Käfer, die eigentlich aus China und Japan stammen, wurden zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern eingeführt. Dann gelang es den Käfern, diese Gewächshäuser zu verlassen, sie kamen ins Freie und vermehrten sich rasant.»
Ab 2004 in der Schweiz
Zuerst wurden die Asiatischen Marienkäfer in den USA 1988 in Louisiana im Freiland beobachtet. Schliesslich breiteten sie sich bis Mitte der 1990er-Jahre in 24 Bundesstaaten der USA vom Atlantik bis zum Pazifik aus. Im Jahre 2001 wurden sie in Europa zuerst in Belgien gesichtet, 2002 waren sie massenhaft in Westdeutschland existent und seit 2004 sind sie in Frankreich und der Schweiz praktisch flächendeckend vorhanden.
Daniel Labhart begründet die Problematik dieser Käfer: «Im Gegensatz zu den einheimischen Marienkäfer treten die asiatischen Exemplare in grossen Gruppen auf, wo sie zum Beispiel den Winzern grosse Probleme bereiten. Sie befinden sich während der Traubenernte in den Reben und wenn daraus Traubensaft gepresst wird, verdirbt dies den Wein.» Tatsächlich reichen wenige Käfer pro Kilogramm Trauben aus, um dem Wein einen bitteren Geschmack zu geben und ihn ungeniessbar zu machen.
Positive Eigenschaft wird Problem
Das wichtigste Problem dürfte jedoch die Eigenschaft sein, weshalb dieser Käfer überhaupt eingeführt wurde – ein extremer Hunger nach Blattläusen. Daniel Labhart erläutert; «Wenn die Asiatischen Marienkäfer nahezu alle Blattläuse vertilgt haben, bleibt für die einheimischen Exemplare zu wenig Futter zurück. Im schlimmsten Falle führt der Futtermangel dazu, dass die Asiatischen Marienkäfer die Larven unserer einheimischen Käfer fressen und diese damit noch mehr reduzieren.»
Zwar fressen die einheimischen Marienkäfer auch Larven oder Eier der asiatischen Käfer, was für sie allerdings tödlich sein kann. Denn im Blut des Asiatischen Marienkäfers befinden sich pilzähnliche Einzeller, die die Körperzellen eines Wirtes befallen und ihm nachhaltig schaden können. Damit können sich einheimische Marienkäferarten infizieren, wenn sie Eier und Larven des Asiatischen Marienkäfers fressen wollen. Die asiatischen Exemplare sind jedoch dagegen immun.
Was ursprünglich gut gemeint war, hat sich zu einem Bumerang entwickelt, denn die Auswirkungen auf die Ökosysteme sind nicht vorherzusehen. Aufzuhalten ist der Asiatische Marienkäfer nicht mehr. Ob er seinen europäischen Verwandten einen ernsthaften Schaden zufügt, ist noch unklar. Tatsache ist, dass er mit seinem Appetit und seiner Vermehrungsrate besonders konkurrenzfähig ist.