Verabschiedgung: Militärischer «Überflieger» aus dem Aargau startet zivil durch

Beinwil am See Militärdirektor Jean-Pierre Gallati verabschiedete im Militärmuseum Wildegg an einer gut besuchten Feier Divisionär Peter Merz als Kommandanten der Schweizer Luftwaffe.

Der scheidende Luftwaffenchef Peter Merz (in Uniform) und seine Ehefrau Gaby Merz; umrahmt von den Weggefährten Hermann Gallati (rotes Hemd) und Militärpilotenkollege Rudolf Wattinger sowie Militärdirektor Jean-Pierre Gallati und OK-Chef Jörg Buc
Der scheidende Luftwaffenchef Peter Merz (in Uniform) und seine Ehefrau Gaby Merz; umrahmt von den Weggefährten Hermann Gallati (rotes Hemd) und Militärpilotenkollege Rudolf Wattinger sowie Militärdirektor Jean-Pierre Gallati und OK-Chef Jörg Bucher.Foto: zvg

Divisionär Peter Merz aus Beinwil am See nahm in den letzten Jahren eine der militärisch und politisch wichtigsten Führungspositionen der Schweizer Armee wahr. Der Aargauer Militärdirektor Jean-Pierre Gallati und Weggefährten würdigten am Mittwochabend an einer gut besuchten Feier im Militärmuseum Wildegg die grossen Verdienste des zurücktretenden Luftwaffenchefs.

Der Aargau ist traditionell ein Militärkanton und stellte in der Vergangenheit immer wieder herausragende Persönlichkeiten für wichtige Führungspositionen der Schweizer Armee. Gleichwohl sei es für ihn als kantonaler Militärdirektor ausserordentlich bemerkenswert und ehrenvoll, betonte Regierungsrat Jean-Pierre Gallati in seiner Laudatio, dass in den letzten vier Jahren «in einer sehr anspruchsvollen und herausfordernden Phase mit Divisionär Peter Merz aus Beinwil am See ein Aargauer die Schlüsselposition des Luftwaffenchefs innehatte».

Er würdigte ihn als engagierten und ambitionierten Kommandanten, der sich nicht gescheut habe, Klartext zu reden und den Finger auf wunde Punkte zu legen, namentlich auf die – angesichts der in Europa wiederaufgeflammten Kriegsgefahr – drastischen und dramatischen Defizite der Schweizer Sicherheitspolitik beziehungsweise die mangelnde Verteidigungsfähigkeit des Landes. Als aktuelle Beispiele erwähnte Gallati diverse pointierte Interviewaussagen und erinnerte in diesem Zusammenhang, dass sich Peter Merz schon als junger Militärpilot politisch engagiert habe, unter anderem bei der legendären Pin-Aktion der Offiziersgesellschaft Lenzburg (OGL) 1993 zur F/A-18-Abstimmung.

Ein beredtes Zeugnis seiner erwähnten politischen Zivil- beziehungsweise Militärcourage gab der Geehrte in seiner Dankesrede: «Es stimmt mich nachdenklich, dass wir Krieg in Europa haben – und der Ernst der Lage in der Schweiz immer noch nicht angekommen ist. Wir haben nicht nur viel zu wenig Mittel, sondern vor allem keine Zeit mehr.» Offensichtlich sei es ihm beziehungsweise der Armeeführung «trotz zahlreicher Auftritte und Statements nicht gelungen», bedauerte Merz, «der Bevölkerung und der Politik glaubhaft aufzuzeigen, dass enormer Handlungsbedarf besteht – und zwar jetzt.» Als Problemthemen benannte er in diesem Zusammenhang die Trägheit der Evaluations- und Beschaffungsprozesse, die Personal- und Ressourcenknappheit und insbesondere die in den letzten 30 Jahren vernachlässigte Ausrichtung der Armee auf die Kernaufgabe Verteidigung.

Weggefährten aus den Lehr- und Flugjahren

Das MMW, in welchem eine Vielzahl historischer Flugzeuge und -geräte der Schweizer Armee zu besichtigen sind, bot einen idealen Rahmen für den Festakt: Über den Köpfen des Publikums schwebte mit dem Oldtimer-Militärjet «De Havilland DH.100 Vampire» eine Maschine, die Peter Merz alias «Pablo» (Nickname als Kampfpilot) noch aktiv als Militärpilot geflogen hatte, wie OK-Chef Jörg Bucher, der als OGL-Vertreter die Verabschiedung in Zusammenarbeit mit der kantonalen Militärdirektion organisierte, aufmerksam machte.

Unter den 90 Teilnehmenden waren mit Militärpilot Rudolf Wattinger und Berufsschullehrer Hermann Gallati auch zwei Weggefährten anwesend, die Peter Merz auf wichtigen Stationen seiner beruflichen Karriere begleitet hatten. Als wichtigste Meilensteine dieser Laufbahn erwähnte Militärdirektor Jean-Pierre Gallati unter anderem den Eintritt ins Überwachungsgeschwader, die Generalstabsausbildung, die Aktivitäten als Staffel- und Geschwaderkommandant, die Zeit als Militärflugplatzkommandant in Meiringen sowie diverse Stabs- und Projektleiterfunktionen in der Luftwaffe. Immer wieder mit Anekdoten angereichert, zum Beispiel als Peter Merz in Meiringen eine Fluglärmprotestaktion durch spontane Absage der Nachtflüge und Ausrichtung einer Grillparty für die Teilnehmenden ins Leere laufen liess. Hermann Gallati berichtete von den gemeinsamen Lehrjahren im AMP Othmarsingen, in denen Peter Merz bereits «Überfliegerqualitäten» bewiesen habe. Und Pilotenkollege Rudolf Wattinger (Nickname «Watti») erzählte von gemeinsamen, oftmals auch turbulenten Erlebnissen in der Luft und – nach erfolgreich geflogenen Einsätzen – am Boden.

Wappenscheibe und historisches Luftwaffenbild

Militärdirektor Jean-Pierre Gallati überreichte Peter Merz die offizielle Wappenscheibe des Kantons Aargau sowie Ehefrau Gaby Merz einen Blumenstrauss. Von den F/A-18-Pin-Veteranen erhielt der scheidende Luftwaffenkommandant eine historische Originallithografie aus dem Jahre 1916 geschenkt mit einem Sujet aus den Anfängen der schweizerischen Militäraviatik.

Bei der Verdankung der Geschenke versicherte Peter Merz, der nach dem Kommando der Luftwaffe nun als neuer Skyguide-Chef durchstartet, dass er sich auch in dieser neuen Funktion und als neuer Milizangehöriger der Armee weiterhin für die Sicherheit des Landes einsetzen werde.

Am abschliessenden Apéro im Militärmuseum Wildegg gab es für die illustre Gästeschar, darunter Staatsschreiberin Joana Filippi, Grossrätin und Frau Gemeindeammann Jeanine Glarner (Möriken-Wildegg) oder alt Regierungsrat Ueli Siegrist, Gesprächsstoff in Hülle und Fülle. Viele Diskussionen drehten sich dabei um die während der Feier mehrfach angesprochene Sorge, wie das weitere Abrutschen der aktuellen Armee ins Museale gestoppt werden kann. (okvapm)

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