«Man muss die Menschen mögen»

Seon Bereits als 20-Jähriger trat Hans Peter Dössegger der Feuerwehr Seon bei. 1996 wurde er in den Gemeinderat gewählt, dem er insgesamt 30 Jahre lang angehörte. Vor acht Jahren übernahm er das Amt des Gemeindeammanns – nun tritt er ab.

Hans Peter Dössegger verlässt die Politik. Er freue sich auf die Zeit mit der Familie. Foto:  Sandra Ardizzone
Hans Peter Dössegger verlässt die Politik. Er freue sich auf die Zeit mit der Familie. Foto: Sandra Ardizzone

Für viele Einwohnerinnen und Einwohner war Hans Peter Dössegger weit mehr als der politische Leiter der Gemeinde: Er galt ihnen als Institution. «Nahbar, pragmatisch, lösungsorientiert», heisst es auf Anfrage bei Einheimischen. Er selbst bleibt bescheiden und betont, sein politisches Wirken stets auf Seon und die Region ausgerichtet zu haben. «Aarau hat mich nie interessiert. Und Bern schon gar nicht», erklärt er; dennoch rege er sich bisweilen darüber auf, «wie dort nicht mehr lösungsorientiert gearbeitet wird». Mit seinem Abgang kann er gut leben: Er sehe die Gemeinde beim neuen Gemeinderat in guten Händen. Die letzten Monate und Wochen seien allerdings intensiv gewesen. «Absitzen» wolle er seine verbleibende Zeit auf keinen Fall. «Ich will eine saubere Übergabe», stellt er klar.

«Gemeinde braucht Stabilität»

Dössegger kennt Seon wie kaum ein anderer – die guten wie auch die weniger guten Seiten. Er sei überzeugt, eine stabile Verwaltung zu hinterlassen: «Ich gebe mit einem guten Gefühl ab. Die Verwaltungsabteilungen sind wieder stabil. Jetzt gilt es, die Führungsaufgaben noch zu klären.» Wichtige Positionen konnten in den vergangenen Monaten besetzt oder mit tragfähigen Übergangslösungen versehen werden.

Als Zentrumsgemeinde steht Seon besonders im Fokus der regionalen Bevölkerung. In den letzten Jahren hatte die Gemeinde mit zahlreichen Dienstleistungsaufgaben die Nachbargemeinden unterstützt. Der Gemeinderat muss sich jetzt Gedanken machen, wie er die einzelnen Abteilungen in die Zukunft führen möchte, bevor Dienstleistungen aus der Region wieder ausgebaut werden.

Politik im Blut

Seon wächst – ist die Gemeindeversammlung noch das richtige Werkzeug? «Auf jeden Fall», stellt Dössegger klar. «Die Demokratie in Seon wird noch stark gelebt. Ebenso der damit zusammenhängende Diskurs in der Gesellschaft.» Er habe die Bevölkerung immer als sehr angenehm wahrgenommen. Wadenbeisser gebe es kaum. In Seon spreche man sich aus – auch bei inzwischen über 5700 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Gemeindeversammlung sei deshalb weiterhin das passende demokratische Werkzeug. Besonders die von ihm initiierten Polit-Apéros hätten sich bewährt: eine Möglichkeit für direkten Austausch, der durch unsere Bevölkerung sehr gut genutzt wird. «Ich wünsche mir eigentlich noch mehr Diskussionen und Fragen. Wir erarbeiten die Geschäfte und Projekte nicht für uns Gemeinderäte, sondern für die Bevölkerung.»

Die Flamme der Demokratie – sie brennt noch immer in seiner Brust. Das ist heute nicht anders wie vor 30 Jahren, als er zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt worden ist. Es sei fast eine logische Konsequenz gewesen, dass er sich für das Exekutivgremium habe aufstellen lassen. «Ich wurde so erzogen. Man setzt sich für seine Gemeinde ein. Im Verein, in der Politik, der Feuerwehr.» Dass es ihn ins Rathaus zog, sei wohl auf seinen Grossvater mütterlicherseits zurückzuführen. Schon dieser war Gemeindeammann in Seon. Kommunale Projekte in der Gemeinde hätten ihn immer interessiert. «Etwa der Sternenplatz, Wärmeverbund, BNO oder Hertimatt 3. – Das waren Projekte, mit denen ich die Gemeinde in die Zukunft führen konnte.»

«Ohne meine Familie wäre nichts möglich gewesen»

Ein Politiker ist immer ein Familienprojekt. Bei ihm sei das nicht anders gewesen. Er gibt zu: «Ohne meine Familie und meine Frau wäre das nie möglich gewesen. Sie mussten auf einiges verzichten. Als Gemeinderat sei es noch überschaubar gewesen. Als Gemeindeammann wäre ein Hauptbetrieb nebenbei zu führen fast unmöglich gewesen. Er hatte aber Glück: «Ich konnte vor elf Jahren meinen Betrieb an meinen Sohn übergeben. Sonst hätte es wohl nicht funktioniert mit dem Ammann.» Aufstellen lassen habe er sich aus Lust an der Politik und mit dem Wissen, zu Hause Unterstützung zu haben. «Das will ich nun zurückgeben», meint er. Er freue sich auf die zukünftigen Momente mit seiner Familie, seinen erwachsenen Kindern und seinen Enkeln. Einem jungen Menschen, der in die Politik will, rät Dössegger: «Politik ist intensive Arbeit und die Aufwände schwer abzuschätzen. Es braucht ein gewisses Mass an Fairness und Freude, die Gemeinde in die Zukunft zu führen, und man muss die Menschen mögen.»

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