Vorsicht vor Pferdeschwänzen
Hallwil Jeweils am zweiten Donnerstag im Dezember findet das Chlausjagen statt. Der Brauch ist uralt und sein Ursprung liegt weitgehend im Dunkeln.
Die Hallwiler Chlausgesellschaft stürmt um 16.30 Uhr aus dem Schulhaus ins Freie, wo sie auf dem Schulhausplatz bereits von zahlreichen Kindern erwartet wird. Jeder Chlaus ist mit einem Pferdeschwanz ausgerüstet, mit dem er den Zuschauern «eins überziehen» kann. An Lederriemen sind Schellen und Glocken in verschiedenen Grössen befestigt, sodass jeder Chlaus seine eigene Klangfarbe erhält. Die Chlausgesellschaft besteht aus sechs 14- und 15-jährigen Burschen, wobei der Älteste die Chlaus-Horde anführt. Lärmend ziehen sie von Haus zu Haus mit dem Ziel, von den Bewohnern einen kleinen Obolus zu erhalten.
Die Chlaus-Gesellschaft besteht aus folgenden Figuren mit entsprechender Symbolik: Der weiss gekleidete Herr steht stellvertretend für die weltliche Herrschaft, die ebenfalls weiss gekleidete Jumpfere symbolisiert die Reinheit, Jugend und Keuschheit. Der Wächter war in früheren Zeiten Gesetzeshüter im Dorf, heute sorgt er beim Chlausjagen für Ruhe und Ordnung. Der etwas trottelige Joggeli stellt einen Fuhrmann aus dem Bauernstand dar, während der Möörech mit traurigem Blick in seiner schwarzen Tracht das Alter, Elend und die Laster symbolisiert. Am schrecklichsten sieht der Anführer der Horde aus. Der Root mit feurigem Gewand und einer dämonischen Maske soll unartigen Kindern Angst und Schrecken einjagen.
Um 20 Uhr machen die Chläuse die Gegend vor dem Feuerwehrmagazin unsicher, wo sie immer wieder den Leuten nachjagen und dabei ihre Pferdeschwänze schwingen. Bei Glühwein und Kaffee kann man sich an einem Feuer aufwärmen. Immer wieder zeigen Geissleklöpfer ihre Künste und tragen damit perfekt zur Stimmung bei. Danach machen sich die Chläuse wieder auf den Weg, denn die lange und anstrengende Tour dauert noch fast bis Mitternacht.
Der uralte Brauch des Chlausjagens ist wahrscheinlich auf keltische Umzüge aus heidnischen Zeiten zurückzuführen. Schliesslich war der dunkle und kalte Winter ideal für dieses wilde Treiben. Früher glaubte man, dass die dunkelste Zeit des Jahres beherrscht wurde von düsteren Gestalten, Dämonen, Hexen, Windsbräuten und vor allem von der wilden Jagd. Deshalb hoffte man die bösen Geister vertreiben zu können, indem man selbst in die Rolle dieser Geister schlüpfte.


