Über 30 Freiwillige arbeiten an Alter Schmiede

Boniswil In einer äusserst knappen Abstimmung beschlossen die Boniswiler die Alte Schmiede nicht abzubrechen. Jetzt sind über 30 Freiwillige, unterstützt durch Fachleute, dabei, die Schmiede wieder vorzeigbar zu machen.

Wird gegenwärtig auf Vordermann gebracht: Die Alte Schmiede in Boniswil. Foto: Thomas B. Frei

Wird gegenwärtig auf Vordermann gebracht: Die Alte Schmiede in Boniswil. Foto: Thomas B. Frei

Nimmt lange Anfahrt auf sich: Der querschnittgelähmte Thomas Spörri als freiwilliger Helfer in der Alten Schmiede. Foto: Rolf Urech

Nimmt lange Anfahrt auf sich: Der querschnittgelähmte Thomas Spörri als freiwilliger Helfer in der Alten Schmiede. Foto: Rolf Urech

Mehr als 30 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters haben sich eingeschrieben, um freiwillig und gratis bei der Sanierung der Alten Schmiede Boniswil mitzuhelfen. Annähernd 200 Arbeitsstunden waren nötig, bis der alte, schadhafte Verputz weggespitzt war. Bereits ist der Fachmann dabei, den neuen aufzutragen.

In einer nahen zugemieteten Werkstatt reinigen Freiwillige die zahllosen Werkzeuge und Halbfertigprodukte vom Rost und Russ der vergangenen rund 60 Jahre. Als Nächstes werden die fix eingebauten Maschinen in der Schmiede mit Pinsel, Petrol und Lappen gereinigt.

Eine Freiwillige mit viel Erfahrung in der Lederpflege – sie putzte jahrelang Saumzeug auf einer Pferderanch – nimmt sich der verdreckten Riemen der Transmissionsanlage an.

Zwei Freiwillige aus Lenzburg schleifen die Fensterflügel und -rahmen und werden danach neue Scheiben einsetzen und nach alter Manier zukitten.

Querschnittgelähmter hilft mit

Ein spezieller Freiwilliger ist Thomas Spörri aus Spreitenbach. Als querschnittgelähmter Vizepräsident des Rollstuhlclubs Aargau hat er vom Aktuar des Clubs, Rolf Urech, von der Sanierung gehört. Als gelernter Maschinenmechaniker zeigte er grosses Interesse am Reinigen und Instandstellen von Werkzeugen und Maschinen aus der Schmiede. Er pendelt jeden Tag von Spreitenbach nach Boniswil, wo er jeweils am Nachmittag Werkzeugen und Maschinen zu neuem Glanz oder Originalzustand verhilft. So können die Objekte dereinst der Öffentlichkeit im Original gezeigt werden.

Erbaut im Jahre 1965

Die Erben von Johannes Humbel, «alt Seckelmeister», erbauten das Gebäude 1865. Danach nutzten mehrere Generationen von Schmiedemeistern Humbel die Werkstatt. Sie modernisierten die Inneneinrichtung laufend. Auf Grund der Ausrüstung ist anzunehmen, dass sie nebst den klassischen Schmiedearbeiten, auch Schlosser- und Wagnerarbeiten ausführten. Der letzte von ihnen, Hans Humbel, arbeitete hier bis in die 1970er-Jahre.

Das etwa 150-jährige Gebäude ist für Boniswil ein wichtiges baugeschichtliches Zeugnis aus der Zeit der Mechanisierung und Früh-Industrialisierung. Es ist wohl eines der ältesten, noch erhaltenen Bauwerke im Dorf.

Die Werkstatt und ihre Einrichtung lässt verschiedenste Rückschlüsse auf die Dorfstruktur der jüngsten Vergangenheit zu. Der polyvalente Handwerker verkaufte im Dorf Kochherde und Leiterwagen mit eigenem Markenzeichen, Gartenzäune, Türschlösser und vieles mehr. Er beschlug Pferde und Ochsen, als Boniswil noch ein Bauerndorf war, und fertigte für den Saalbau die Bestuhlung an.

Sanierung Ende Jahr abgeschlossen

Die aktuell laufende Sanierung der Alten Schmiede kostet die Gemeinde Boniswil 40000 Franken plus 500 Stunden Freiwilligenarbeit, die dann als Eigenleistung aufgerechnet werden können. Dann bezahlt der Swisslosfonds des Kantons Aargau die andere Hälfte von 50000 Franken.

Gegen Ende 2021 sollten die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann steht dort, wo die Pferde beschlagen wurden, vor der Schmiede, ein Windfang für die Buspassagiere. Eine Glastüre und acht Fenster geben den Blick frei auf die geschichtsträchtige Inneneinrichtung der alten Handwerksbude. (tbf/rur/lba)

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