Trauertreff in Seon bietet Raum für Austausch und Trost

Seon Wertvolle Unterstützung in schwierigen Lebensphasen – der Trauertreff bietet Raum für alle Gefühle, die bei Verlust durchlebt werden, und lädt zum Austausch ein.

In der Mitte des Stuhlkreises eine Kerze und buntes Herbstlaub.Foto: Verena Schmidtke
In der Mitte des Stuhlkreises eine Kerze und buntes Herbstlaub.Foto: Verena Schmidtke

Zweimal im Monat können sich Menschen, die einen Verlust erlitten haben, in einem Raum der reformierten Kirche Seon treffen. Silvia Markfort und Regula Kreidler begleiten die Zusammenkünfte, die unter der Schirmherrschaft des Hospizes Aargau stehen.

An der Türe zum Gemeindehaus wurde ein grosser Zettel angebracht, darauf in grossen Lettern «Trauertreff». Im Flur ein weiterer Hinweiszettel nun mit Pfeil, immer geradeaus, am Ende des Flurs schimmert Licht. Einladend wirkt der Raum, ein Wasserkocher summt, auf der Theke stehen Päckchen mit verschiedenen Teesorten. Ein Stuhlkreis ist bereits aufgestellt – in dessen Mitte ein grünes Tuch, darauf eine Kerze, umgeben von buntem Herbstlaub. Silvia Markfort und Regula Kreidler, die beiden Trauerbegleiterinnen, bereiten den Abend vor.

«Das Treffen läuft so ab, dass wir erst eine Stunde hier im Kreis mit den Gästen zusammensitzen und uns austauschen», erläutert Markfort, Kreidler fügt hinzu: «Anschliessend folgt der gemütliche Teil bei Kaffee und Tee.» Besonders im zweiten Teil des Abends sei manchmal zu spüren, dass die Trauernden ein wenig befreiter wirken. «Es ist tröstlich und wertvoll, sich aussprechen zu können», so die Trauerbegleiterin. Der Satz «geteiltes Leid ist halbes Leid» sei gar nicht abwegig. «Durch die Treffen erkennen viele Trauernde, dass sie mit ihren Emotionen und Nöten nicht alleine sind», unterstreicht es ihre Teamkollegin. «Das ist enorm hilfreich – auch die Erfahrung, dass andere Ähnliches durchlebt haben.» Da gebe es Hilfestellungen und bisweilen eine andere, vielleicht hilfreiche Perspektive.

Offen für alle, die einen Verlust erleben

Ins Leben gerufen wurde der Seoner Trauertreff vor drei Jahren. «Die damaligen Pfarrer beider Konfessionen hatten die Initiative ergriffen», schildert Regula Kreidler. Mit dem Anliegen hätten sie sich an das Hospiz Aargau in Brugg gewandt, und in Zusammenarbeit ist dann der Trauertreff Seon entstanden. «In der heutigen Gesellschaft hat Trauer wenig Raum, in so einem Treff erhalten die Trauernden ihn», verdeutlicht Silvia Markfort den Hintergrund. Dabei richte sich der Trauertreff nicht nur an Menschen, die durch Tod einen Verlust erlitten haben. Markfort betont: «Auch wer beispielsweise seine Gesundheit oder den Job verloren hat, erlebt Trauer – und hier sind alle willkommen, die Unterstützung in einer solchen schwierigen Phase suchen.» Ihre Aufgabe liegt beiden Frauen spürbar am Herzen.

Wichtig sei bei diesen Treffs, dass sie konfessionsneutral seien. «Es braucht auch keine Anmeldung, das Angebot soll so niederschwellig wie möglich sein», merkt Regula Kreidler an. Beide Trauerbegleiterinnen weisen zudem darauf hin: «Ganz wichtig ist auch: Was hier im Kreis besprochen wird, ist vertraulich und bleibt auch im Kreis.» Am ersten Termin im November haben sich die beiden Frauen etwas Passendes überlegt. «In diesen Monat fallen ja die christlichen Gedenktage wie Allerheiligen, Allerseelen und auch der Totensonntag», erläutert Silvia Markfort und blickt dabei durch das Fenster. «Hinzu kommt ja oft das düstere Wetter. Aber es gibt auch viel Licht, etwa verbunden mit den Räbeliechtliumzügen hier in der Region.» Und so werde an diesem Abend die Frage «Was bringt uns Licht?» im Mittelpunkt stehen. «Dafür haben wir hier Papiertüten, da kommt eine elektrische Kerze hinein und sie wird beschriftet», stellen sie das kleine Projekt lächelnd vor.

Silvia Markfort und Regula Kreidler begleiten den Treff seit drei Jahren als Freiwillige. Für diese besondere Aufgabe haben beide verschiedene Ausbildungen durchlaufen. «Ausserdem gibt es regelmässige Zusammenkünfte aller Trauerbegleitenden, die das Hospiz Aargau organisiert», berichtet Kreidler. Der Austausch untereinander sei sehr hilfreich. Markfort fügt hinzu: «Dazu gibt es Supervisionstreffen, in denen auch konkretere Themen oder Probleme angesprochen werden können.» Wichtig sei, sich immer bewusst zu sein, dass es um die Gäste der Trauertreffen gehe, und ihnen ihren Raum zu lassen. Abschliessend sagen beide Trauerbegleiterinnen: «Es gibt keine falsche Art zu trauern, aber nicht zu trauern, kann die eigene Lebendigkeit verringern.»

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