Storchenpaare starten das Brutgeschäft
Hallwilersee Mit der Ankunft des Frühlings sind auch die Störche wieder da. Am nördlichen Ende des Hallwilersees brütet je ein Paar in Seengen und in Boniswil.
Der Frühling ist da und mit den warmen Temperaturen beginnen die Vögel wieder mit ihrem Nestbau. Störche lösen bei uns eine besondere Faszination aus. Wer einen Spaziergang zum Schloss Hallwyl unternimmt, kann in der Nähe auch den Storchenhorst sehen, der sich im Seenger Ried auf einem alten Baumstrunk befindet.
Die Brutzeit beginnt
Besonders interessant werden die Tätigkeiten der Störche während der Brutzeit, die jetzt beginnt. Meistens sitzt ein Storch wie eine Statue im Horst und schaut immer in die gleiche Richtung.
Der Grund dafür wird bald klar. Der zweite Storch ist im Anflug und landet im Horst. Dann erfolgt ein faszinierendes Ritual. Die beiden Störche klappern laut, schmiegen immer wieder ihre Köpfe aneinander und begrüssen sich herzlich, anschliessend wenden beide gleichzeitig den Kopf voneinander weg. Dies geschieht mehrere Male, bis sich der Storch, der im Horst gewartet hatte, plötzlich ohne Vorwarnung Kopf voran aus dem Nest stürzt und wie eine Rakete davonzischt.
Bei den Störchen hüten Männchen und Weibchen abwechslungsweise den Horst, während der andere Partner die Nahrung besorgt.
In der Schweiz ganz verschwunden
In der Schweiz gab es um 1900 etwa 140 Brutpaare. Allerdings nahm der Bestand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr ab, so dass 1950 keine Störche mehr in unserem Land brüteten. Dank Auswilderung und Schutz stieg die Storchenpopulation wieder an. Im Januar 2020 wurden in der Schweiz 669 Brutpaare gezählt.
Ein Storchenpaar bleibt seinem Horst über Jahrzehnte treu und der Nestbau wird nie abgeschlossen. Deshalb kann der Horst eine Höhe von mehreren Metern und ein Gewicht von zwei Tonnen erreichen. So ein grosser Nestbau wird von keinem anderen europäischen Vogel betrieben. Der Horst wird nur dann gewechselt, wenn sich das Männchen mit einem neuen Weibchen paart oder der Bruterfolg für längere Zeit ausgeblieben ist.
Überwintern in Afrika
Der Weissstorch kann über 35 Jahre alt werden und nistet auf Felsvorsprüngen, Bäumen, Gebäuden und Strommasten. Er ist ein Zugvogel, der weite Strecken zwischen seinen Brutquartieren und seinen Winterquartieren in Afrika südlich der Sahara zurücklegt.
Der Weissstorch ist ein Segelflieger, der die warmen Aufwinde für seinen Zug nutzt. Da diese über dem Wasser fehlen, umfliegt er das Mittelmeer, um nach Afrika zu gelangen.
Schneearme und wärmere Winter haben in letzter Zeit dazu geführt, dass bei uns auch im Winter Störche zu beobachten sind.
Livio Rey, Biologe an der Vogelwarte Sempach, erklärt: «Die Störche, die in der Schweiz brüten, zogen früher via Gibraltar in die Sahelzone. Später überwinterten sie in Spanien und fanden Nahrung in den dortigen Müllhalden. Mit den schneearmen Wintern finden sie nun auch bei uns genügend Nahrung und bleiben das ganze Jahr in der Schweiz.»