«Spittel» soll an Pächter verkauft werden
Seengen: Der bisherige Pächter will das Bürgerheim kaufen. Die Gemeinde bietet Hand, weil für das Land Realersatz angeboten wird. Das spezielle Geschäft wird an der Gemeindeversammlung, die noch auf den 5. Juni angesetzt ist, behandelt.
Der Gemeinderat Seengen misst dem Bürgerheim-Geschäft eine grosse Bedeutung zu: Trotz den Einschränkungen wegen der Coronapandemie wurde zu einer Medienorientierung geladen. Um den nötigen Mindestabstand zu wahren, wurde der Anlass vom Gemeindehaus in die Aula 4 auf dem Schulcampus verlegt, wo alle Teilnehmer einen eigenen Tisch belegen konnten.
Das Bürgerheim wurde von der Ortsbürgergemeinde Seengen 1850 als Armenhaus erworben. Im Volksmund hiess und heisst das Gebäude «Spittel». Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Einwohnergemeinde die landwirtschaftliche Liegenschaft, in der lange Zeit Personen mit leichtem Pflegebedarf betreut wurden.
Der Verwendungszweck des Pensionärsteils, wo einst bis zu sechs Personen betreut wurden, ist inzwischen hinfällig geworden. Nachdem die Heimanerkennung abgelaufen ist und ohne massive Investitionen und personelle Anpassungen keine Neuaufnahmen mehr möglich sind, wird das «Spittel» seine frühere Aufgabe endgültig verlieren.
Seit 1982 ist die Familie Siegrist Pächter des Spittelhofs. Damals erfolgte auch die letzte grössere Renovation im Wohnteil. Inzwischen besteht wieder Sanierungsbedarf. Der Seenger Gemeinderat liess den ungefähren Aufwand abklären und die Experten sprachen von rund einer Million Franken, die aktuell investiert werden müsste.
Neue Lösung gesucht
Diese Ausgabe (die zudem eine massive Erhöhung des Pachtzinses nach sich gezogen hätte) wollte sich die Seenger Exekutive ersparen und suchte eine andere Lösung – und das Gespräch mit dem aktuellen Pächterpaar Robert und Ursula Siegrist. Und da stellte sich ein grundsätzliches Problem: Der Pächter wollte das Areal (82 Aren Hof und Umgelände; 724 Aren angrenzendes Landwirtschaftsland) nicht im Baurecht übernehmen und die Gemeinde wollte nicht auf den Landbesitz verzichten.
Da Umland und Hof nicht aufgesplittet werden dürfen, suchte man in Zusammenarbeit mit Fachleuten für das bäuerliche Bodenrecht einen Kompromiss. Für das zu verkaufende Land beim «Spittel» erhält die Gemeinde von Pächter Siegrist in etwa die gleiche Fläche Land. Diese verstreuten Parzellen befinden sich ebenfalls im Gemeindegebiet und werden von der Familie Siegrist weiter im Pachtverhältnis betreut.
Die Gemeindeversammlung muss nun also über einen kombinierten Tausch- und Kaufvertrag abstimmen, da der Gesamtwert die Kompetenz des Gemeinderats übersteigt. Unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Souveräns wurde der Vertrag kurz vor der Medienorientierung unterzeichnet.
«Es handelt sich hier ganz klar um eine Win-win-Situation», sagte Ammann Bruder. Die Gemeinde sei an Land interessiert und der Familie Siegrist werde «eine langfristige Sicherheit zum ‹Überleben› und die Möglichkeit zum Umbau nach eigenen Wünschen» gewährt.