Mit Feuer gegen Frost
Hallwil In der zweiten Aprilwoche wurde es am Morgen jeweils bitterkalt. Mit dem Einsatz von Frostkerzen wurden die Kirschblüten vor dem Erfrieren bewahrt.
Die ersten Apriltage brachten ausserordentlich freundliches Wetter mit frühlingshaften Temperaturen. Trotzdem – oder gerade deswegen – waren die Nächte immer noch bitterkalt. Die frische Bise, verbunden mit klaren Nächten, sorgte dafür, dass die Temperaturen sehr schnell abkühlten. Am Morgen trat jeweils verbreitet Bodenfrost auf, was für die Blüten der Kirschbäume problematisch wurde, da sie bereits offen waren. Im April wirkt sich der Nachtfrost, der gerade bei klarem Himmel vorkommt, besonders empfindlich auf die neuen Jungpflanzen und Blüten aus. Wolken oder Nebel hingegen reflektieren die Wärmestrahlung vom Boden wieder zurück und wirken deshalb wie ein wärmender Mantel.
Eine Bauernregel thematisiert diesen Sachverhalt wie folgt: «Heller Mondschein in der Aprilnacht schadet leicht der Blütenpracht.» Damit wird eindeutig ausgedrückt, dass in sehr klaren Nächten – in denen eben der Mond (ohne Wolken) sichtbar ist – die Temperaturen oft unter den Gefrierpunkt fallen.
Viel Arbeit mit Frostkerzen
Die Familie Siegrist Bürgerheim aus Seengen liefert verschiedenes Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Aprikosen, Zwetschgen, Erdbeeren, Himbeeren an Detailhändler oder verkauft sie direkt im Hofladen. Dazu gehören auch 900 Kirschbäume in Hallwil. Christa Siegrist hatte in der zweiten Aprilwoche zusätzlich viel Arbeit, wie sie erläutert: «Von Montag bis Freitag waren vor Sonnenaufgang die Temperaturen jeweils unter null Grad. Deshalb beheizten wir am frühen Morgen die Kirschbaumplantage mit Frostkerzen, damit die Blüten nicht erfrieren.»
Eigentlich wird nicht die Luft grossräumig erwärmt, denn dazu reicht die Energie der Frostkerzen gar nicht aus. Sie bewirken jedoch, dass die Luft aufgequirlt wird und kein ausgeprägter Kaltluftsee in der Plantage entsteht, der örtlich sehr tiefe Temperaturen verursachen kann. Zwar vertragen die Blütenknospen eine Temperatur von bis zu minus 2 Grad. Offene Blüten erfrieren jedoch bereits bei Temperaturen unter null Grad. Die Temperatur in der Kirschbaumplantage wird von einem Sensor laufend auf das Handy von Christa Siegrist übermittelt, sodass sie immer weiss, wann es kritisch wird. Eine kurze Begutachtung der Kirschbäume am nächsten Tag deutet darauf hin, dass die Aktion ein Erfolg war. Christa Siegrist erklärt: «Wie erfolgreich das Heizen mit den Frostkerzen wirklich war, werden wir in zwei bis drei Wochen definitiv beurteilen können. Dann sehen wir, wie viele Jungkirschen wirklich wachsen.» Bis dahin hofft sie, dass es für dieses Frühjahr mit dem Frost endlich vorbei ist.