Silväschter-Trösche und Silväschter-Füür
Hallwil Am 31. Dezember wird neben einem grossen Feuer das alte Jahr aus- und das neue Jahr eingedroschen. Dieser alte Brauch war früher im ganzen Seetal anzutreffen. Heute wird er nur noch in Hallwil ausgeübt.
Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, findet in Hallwil eine alte Tradition statt. Am Silvesterabend treffen sich die Hallwiler auf dem Bruderhübel, wo von etwa 10 Männern das traditionelle Silvesterfeuer aufgeschichtet wird. Dabei wird mit langen Holzstämmen eine rund neun Meter hohe Pyramide errichtet, die anschliessend mit Rundholz, Ästen, Tannreisig und alten Weihnachtsbäumen aufgefüllt wird. Kurz vor Mitternacht wird das Feuer angezündet.
Das alte Jahr wird ausgedroschen
Neben dem Feuer dreschen diese Männer auf einem grossen Brett das alte Jahr aus und das neue Jahr ein. Dabei dreschen sie im Takt mit ihren Dreschflegeln zu zweit, zu dritt, zu viert, zu sechst oder sogar zu acht auf ein grosses Brett ein. Dieser Holzladen ist sechs Meter lang und einen Meter breit und liegt auf mehreren rund 10 Zentimeter hohen Kanthölzern. Dadurch entsteht ein Resonanzboden, der einen satten Sound produziert. Um zehn vor zwölf nehmen die Drescher ihre Positionen links und rechts vom Brett ein und beginnen lautstark zu dreschen. Die Dorfbewohner lauschen zum Ausklang des Jahres dem Klang der Dreschflegel, wärmen sich am Feuer auf und wünschen sich gegenseitig bei Mehlsuppe und Punsch «es guets Nöis».
Früher wurde mit den Dreschflegeln in wochenlanger Arbeit das Getreide ausgedroschen, um die Körner vom Stroh zu trennen. Allerdings ist das Flegeln auf einen Holzladen viel schwieriger, als leeres Stroh zu dreschen, denn beim Aufprall auf das Holz springt das Flegelhaupt ab, wird weggespickt und ist viel schwieriger im Griff zu behalten.
Böse Geister vertreiben
Die Wintersonnenwendfeier wurde von unseren germanischen Vorfahren mit einem Feuer zelebriert, um an die Wiederkehr des Lichtes und des Frühjahrs zu erinnern. Dabei sollte mit dem Feuer das Böse vertrieben werden. Unsere Vorfahren fürchteten die langen Winternächte, denn sie glaubten, dass während der längsten Nächte des Jahres die Seelen der Toten die Lebenden heimsuchen würden. Mit dem Dreschen auf Holz (in Analogie zum Getreide) sollte ein fruchtbares Jahr herbeigeführt werden.