See- und Zeitreise mit Wilhelmina

Hallwilersee Das Festival «Wilhelmina – Fest der Künste» hat mit ersten Anlässen begonnen. Darunter mit einer Schifffahrt, bei der man die Namensgeberin zu ihren Untertanen begleiten kann.

Freundlicher Empfang durch die Untertanen: Das Jodlerchörli Beinwil am See begrüsst Walther und Wilhelmina von Hallwyl. Foto: Fritz Thut

Freundlicher Empfang durch die Untertanen: Das Jodlerchörli Beinwil am See begrüsst Walther und Wilhelmina von Hallwyl. Foto: Fritz Thut

Anregende Gespräche mit Passagieren: Kaira Edward als Wilhelmina. Foto: Martin Dominik Zemp

Anregende Gespräche mit Passagieren: Kaira Edward als Wilhelmina. Foto: Martin Dominik Zemp

Noch bis zum 29. August bespielt das Festival Wilhelmina Schloss Hallwyl und Umgebung. Jeweils am Samstag heisst es um 11.30 Uhr beim Schiffsteg Seengen Leinen los.

Unter dem Titel «Der Adel besucht seine Untertanen» begleitet man Gräfin Wilhelmina und ihren Gatten Walther von Hallwyl samt Entourage auf einer Seereise zu verschiedenen Dörfern. Nicht zuletzt wegen des miesen Wetters hielt sich der Zulauf bei der Premiere in engen Grenzen.

Die reiche Schwedin

Das Publikum kam so allerdings vermehrt in den Genuss von Gesprächen mit den Protagonisten. Auf der Fahrt mischten sich Wilhelmina und Walther fleissig unter die Passagiere und suchten das Gespräch. Wer sich darauf einliess, konnte viel erfahren über das Paar, das 1874 das Schloss Hallwyl gekauft hatte.

Die gebürtige Schwedin Wilhelmina, die als Tochter des reichsten Holzhändlers ihres Landes über genügend Mittel verfügte, half ihrem 1865 Angetrauten, dessen Familiensitz im Seetal von neugotischen Verunzierungen zu befreien. In ihrem Dokumentations- und Inventarisierungseifer hat Wilhelmina dazu beigetragen, dass viele Familienstücke nach Bern und Zürich ausgelagert wurden, da sie offensichtlich zu den Aargauer Bauern wenig Vertrauen hatte.

Dialoge über Jahrhunderte hinweg

Gerade diesen Bauern macht sie nun per Schiff ihre Aufwartung. In Meisterschwanden Seerose, Beinwil am See und Birrwil wurde die adelige Gesellschaft musikalisch mit einem Posaunentrio oder einem Jodlerchörli empfangen. Jeweils ein hoher Vertreter des Dorfes gab der grossen Freude Ausdruck, «Eure Durchlaucht hier zu begrüssen».

Die Dialoge nahmen lokale Bezüge auf. Dem Meisterschwander Gemeindepräsidenten Ueli Haller dankte Wilhelmina für «die harte Arbeit auf dem See»; in Böju war der Tabakanbau ein Thema und in Berbu freute sich Graf Walther «über den guten Zehnten, obwohl das Land hier karg und steil ist».

Hausaufgaben gemacht

Die beiden Hauptdarsteller haben ihre Hausaufgaben gemacht und sich gut in ihre Rollen eingelebt – inklusive einer spontanen «Meinungsverschiedenheit unter Eheleuten». Schauspielerin Kaira Edward konnte man selbst mit kniffligen Nachfragen nicht aus der Ruhe bringen.

«Ich habe nicht nur meinen Text gelernt, sondern viel über den Hintergrund von Wilhelmina gelesen», sagte sie in einer kurzen Rollenpause: «Es ist sehr interessant, in diese Welt einzutauchen.»

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