Neue Gebäude für eine neue Identität
Seon Die Stiftung Satis hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Diese neue Identität soll künftig optisch gezeigt werden. In den nächsten Jahren wird für rund 27 Millionen Franken gebaut. Aktuell wurden die Ergebnisse eines Architekturwettbewerbs präsentiert.
Für viele Seoner gilt die Stiftung Satis immer noch als «das Männerheim», dessen Bewohnern man besser aus dem Weg geht, wenn sie sich im Dorf mit alkoholischer Tranksame eindecken.
Dieses völlig falsche Image ist schwierig aus den Köpfen von Aussenstehenden wegzubringen. Unter dem Slogan «Ein besonderer Ort für besondere Menschen» bietet die Stiftung rund 100 Menschen (Frauen und Männern) mit psychischen Beeinträchtigungen «passenden Lebensraum, Gelegenheiten zur Teilhabe an der Gesellschaft und Perspektiven».
Neben den Wohnangeboten, teilweise mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung, wird jedem Klienten ein Arbeits- oder Beschäftigungsplatz angeboten. Die seit der Gründung im Jahr 1956 mehr oder weniger organisch gewachsenen Gebäude und Räume im Seoner Oberdorf entsprechen längst nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemässe Betreuung der Klienten.
Neue Liegenschaftsstrategie
«Seit zehn Jahren wird kritisch auf den fragwürdigen Zustand der Liegenschaften geschaut», so Gerhard Ruff, Vizepräsident der Stiftung Satis und Präsident der Baukommission. Um die räumlichen Probleme zu beheben, wurde noch vor dem Ausbruch der Coronapandemie eine Immobilienstrategie in Auftrag gegeben.
Ein Kernpunkt dieser Überlegungen war der Grundsatz, die Kapazitäten der Institution nicht zu erhöhen: «Wir wollen nicht bei den Anzahl Plätzen wachsen, sondern bei der Qualität, insbesondere der Betreuung.» Mit der Einstellung von besser qualifiziertem Personal hat man hier einen wichtigen Schritt gemacht.
Zwei Ersatzneubauten
Nun wird die Anpassung der räumlichen Infrastruktur angepackt. Aktuell wurde ein Architekturwettbewerb für zwei Ersatzneubauten und die Aussenraumgestaltung abgeschlossen. Die bisherigen Gebäude Stöckli und Säuberlihaus (quasi die Urzelle der Stiftung und allein südlich der Oberdorfstrasse gelegen) sollen ersetzt werden.
Von ursprünglich 55 am Wettbewerb interessierten Büros wurden durch eine Präqualifikation acht Bewerber ausgewählt. Neben je drei Büros aus Basel und Zürich schafften zwei aus dem Aargau diese Selektion.
Die Jury erkürte in zwei Sitzungstagen die Sieger. «Zwei Projekte mit jeweils sehr guter Qualität kamen in die Endauswahl», sagte Renate Haueter, die das Verfahren von der Metron Raumentwicklung AG aus begleitet hatte, an der Präsentation. Einstimmig durchgesetzt hat sich «Don Camillo e Peppone» des Zürcher Büros Niedermann Sigg Schwendener Architekten AG.
Die beiden Punkthäuser der Sieger überzeugen gemäss Yvonne Rudolf, der fachlichen Vorsitzenden der Jury, durch ihre «schlichte und einfache Setzung» und die Übereinstimmung ihrer Charaktere. Logisch erfüllt «Don Camillo» eines der Topziele der Stiftung: Die Neubauten wirken entstigmatisierend und weisen keinen Heimcharakter aus.
Dominokette von gut fünf Jahren
Gemäss Baukommissionspräsident Ruff bilden das neue Stöckli und das neue Säuberlihaus Dominosteine in einer langen Kette von Bauvorhaben. Zuerst, voraussichtlich im nächsten Jahr, soll das Satis-Gebäude Weinhalde aufgestockt werden, damit die Klienten während der Bauphase immer einen Platz haben.
Irgendwann dazwischen wird in Hallwil ein Neubau für Beschäftigungsplätze für rund drei Millionen Franken realisiert. Bis die ganze Liegenschaftsstrategie mit der Innensanierung des zentralen Willy-Wüthrich-Hauses abgeschlossen sein wird, werden laut Gerhard Ruff «fünf bis sieben Jahre vergehen». Allein in Seon rechnet man grob mit Kosten von 24 Millionen Franken.
Ausstellung Architekturwettbewerb. Ort: Stiftung Satis, Oberdorfstrasse 52, Gymnastikraum im Untergeschoss des Hauptgebäudes. – Öffnungszeiten: Jeweils 16 bis 19 Uhr. Donnerstag, 24. März, mit Ansprechperson vor Ort; Freitag, 25. März, und Montag, 28. März, bis Freitag, 1. April, ohne Ansprechperson vor Ort.