Mit einer Doppel-2 zum ganz grossen Coup
Seon Morgen Freitag beginnt in London die Darts-Weltmeisterschaft nach Version PDC. Mit speziellem Interesse verfolgt Alex Fehlmann die TV-Übertragungen aus dem Alexandra Palace. Grund: Der 42-jährige Familienvater bodigte 2018 am Team-Weltcup die aktuelle Weltnummer 3, den WM-Mitfavoriten Gerwyn Price. Er erinnert sich an seine Sternstunde.
Gross war das Echo Anfang Juni letzten Jahres in der internationalen Darts-Szene. Ein unbekannter Seoner schaffte die Sensation und gewann gegen den Waliser Profi-Darter Gerwyn Price mit 4:3. «Die Schweiz schnupperte an der grössten Sensation im Darts», war einer der Titel in den Medien damals.
Mitten drin im Trubel: Alex Fehlmann, Feierabend-Darter aus Seon. Er war es, der Price damals von der Bühne fegte. Vor einem Meisterschaftsspiel im E-Darts mit seinem Team der «Dart Tigers» in der Hunzenschwiler Dart-Ranch gegen die Rupperswiler von «Schindelihüüü» kramt Fehlmann in seinen Erinnerungen.
«Es prallten damals zwei Welten aufeinander», blickt Fehlmann zurück. Hier der Berufsspieler, der jährlich Hunderttausende von Franken verdient und mehrere Stunden täglich trainiert, dort der lupenreine Amateur, der froh ist, neben Familie und Beruf am Abend ein paar Pfeile auf die Scheibe werfen zu können.
Bevor am Team-Weltcup 2018 in Frankfurt das Schweizer Duo Andy Bless/Alex Fehlmann auf das Waliser Team traf, warfen die beiden Eidgenossen in Runde 1 die Chinesen aus dem Turnier. «Gegen China spielte ich mässig», sagt Fehlmann, «da war Andy Bless die treibende Kraft.»
Rollentausch dann in der zweiten Runde. Fehlmann musste gegen den haushohen Favoriten Price ran. Vor 4500 Zuschauern übertölpelte der Seoner den haushohen Favoriten. 2:0 führte Fehlmann nach Sets, dann 3:2, schliesslich musste beim Stand von 3:3 der siebte Durchgang die Entscheidung bringen. «Ich war vor dem ersten Pfeil nervös wie noch nie zuvor und nie mehr danach», erinnert sich Fehlmann.
Dennoch schaffte er die Sensation, beendete die Partie mit einer Doppel-2 und gewann mit 4:3. Fehlmann: «Die Emotionen waren unglaublich, es läuft mir immer noch kalt den Rücken runter, wenn ich jetzt wieder daran denke.» Gleichwohl schied die Schweiz aus. Bless verlor sein Einzel, dann ging auch das Doppel an die Waliser.
Mit über einem Jahr Abstand sagt Fehlmann: «Es war eine super Sache damals. Ich habe jeden Moment auf der grossen Bühne genossen.» Viel geändert habe sich in seinem Leben indes nicht. Fehlmann betreibt Darts immer noch als Hobby, auch wenn er seit kurzem mit einem Management zusammenarbeitet.
Im neuen Jahr wieder angreifen
Nach einem, wie er selber sagt, «Sabbatjahr» ohne SM-Titel will der Seoner 2020 wieder angreifen. Ob er dereinst selbst einmal an der WM im «Ally Pally» antreten wird? «Nichts ist unmöglich», sagt er schmunzelnd. Die Rahmenbedingungen hierzulande sind allerdings nicht sehr Dart-freundlich. «Auch wenn wir vier, fünf Spieler haben, die durchaus das Zeug zum internationalen Durchbruch hätten.» Es fehle vor allem an Geld, sprich an potenten Sponsoren.
Zurück zum Revierderby gegen die Rupperswiler vom «Schindelihüüü». Die «Dart Tigers» aus Hunzenschwil haben sich mit einem Unentschieden zufriedengeben müssen.
«Der Price ist heiss»
Einschätzung An der morgen beginnenden Darts-WM in London – der TV-Sender Sport 1 überträgt live – teilen sich die üblichen Verdächtigen die Favoritenrolle. «Michael van Gerwen und Gerwyn Price sehe ich als ganz heisse Kandidaten für den Finaleinzug», urteilt Alex Fehlmann. Apropos Price: Auch wenn der «Iceman» aus Wales als Enfant terrible des Darts-Sports gilt, Fehlmann selbst hatte mit ihm während ihres Duells 2018 keine Probleme. «Da ist alles sauber abgelaufen damals, kein Psychoterror oder so.» Aktuell belegt Price in der Weltrangliste Position 3 mit rund 900000 Franken Preisgeld. Die klare Nummer 1 ist der 30-jährige Holländer van Gerwen mit einem Preisgeld von sage und schreibe rund 2 Millionen Franken. (rubu)