Lastkahn hat Planken aus dem Jahr 1490
Schloss Hallwyl Der im Annexbau auf der Mühleinsel von Schloss Hallwyl ausgestellte Lastkahn wurde wissenschaftlich untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass er aus Holz aus dem späten 15. Jahrhundert hergestellt ist.
Der Lastkahn, der vor 15 Jahren im Neubau auf der Mühleinsel vor der Fensterfront am Aabach einen prominenten Ausstellungsplatz erhielt, ist das grösste Fundstück bei den Ausgrabungen von Nils Lithberg fast 100 Jahre zuvor.
Der schwedische Archäologe hatte im Auftrag von Wilhelmine und Walther von Hallwyl das Seetaler Wasserschloss minutiös untersucht. Seine teilweise spektakulären Ergebnisse und Erkenntnisse hat er in fünf Buchbänden dokumentiert.
Konserviert im Schlossgraben
Der Lastkahn, von Lithberg aufgrund seiner flachen Bauweise als Prahm bezeichnet, «besteht ausschliesslich aus Holz», wie Sarah Caspers in einem Artikel für die nächstjährige Ausgabe der «Heimatkunde aus dem Seetal» schreibt. In der Jahresschrift der Historischen Vereinigung Seetal und Umgebung 2021 beschreibt die Geschichtsvermittlerin von Museum Aargau die Ergebnisse von neuen wissenschaftlichen Untersuchungen des flachen Bootstyps, dessen Form durchaus heutigen Weidlingen entspricht.
Den Boden des rund zehn Meter langen Lastkahns «bilden vier durchgehende Planken, die zum Bug und Heck hin hochgebogen sind», schildert Cas- pers die relativ einfache Bauweise. Seitenplanken bilden die Bordwände, die durch Holzdübel mit den äussersten Bodenplanken verbunden sind. Querverstrebungen, sogenannte Spanten, fixieren die Bodenplanken.
Lithberg entdeckte den Prahm in der südöstlichen Ecke des von ihm trocken gelegten Schlossgrabens unter Erde und Schlamm. «Wie tief der Prahm unter dem Boden lag, schreibt Lithberg nicht. Der Schlammgrund hatte sich wie ein schützender Mantel um das Holz gelegt, das sich unter Zufuhr von Sauerstoff längst zersetzt hätte», so Sarah Caspers.
Aufwändige Bergung
Nach seiner aufwändigen Bergung durch Lithberg und sein Team und der Aufbereitung als Ausstellungsstück gilt der «Prahm von Hallwyl» heute als «das am besten erhaltene vorindustrielle Lastschiff in der Schweiz», zitiert die Autorin den Archäologen Thomas Reitmeier. Während der schwedische Archäologe Lithberg seinen Fund grob auf das 16. Jahrhundert datiert hatte, bestätigten zu Beginn des 21. Jahrhunderts Spezialisten diese Einschätzung.
Schlichter «Gwunder», so Sarah Caspers gegenüber dieser Zeitung, habe dazu geführt, dass das Museum Aargau das exakte Alter des Lastkahns mithilfe der Dendrochronologie ermitteln liess. Proben von sechs verschiedenen Hölzern des Prahms liess man im spezialisierten Laboratoire Romand im waadtländischen Cudrefin untersuchen.
Fälldatum auf den Monat genau
Anhand der Jahrringe konnte das Rohmaterial des Kahns genau datiert werden. «Die dendrochronologische Analyse ergab, dass die tannenen Planken sowie die eichenen Spanten von Bäumen stammen, die 1490 gefällt wurden», fasst Caspers die Ergebnisse zusammen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammten die Planken von der gleichen 120-jährigen Tanne. Bei der Eiche konnte man gar feststellen, dass sie im April 1490 gefällt worden war.
Wie lange das Holz vor dem Bootsbau gelagert wurde, lässt sich nicht bestimmen, doch scheint Lithberg mit seiner Einschätzung des Alters nicht weit daneben gelegen zu sein und wie meist datierte er eher jünger als älter. Sarah Caspers kommt jedenfalls zum Schluss: «Der Prahm ist älter als bisher angenommen.»