Karamellküche im Hinteren Schloss
Schloss Hallwyl Ab diesem Donnerstag hat das Seetaler Wasserschloss eine neue Attraktion: Künstlerin Ursula Palla richtete das Karamellzimmer ein – ein Symbol der Vergänglichkeit.
Es sieht ein wenig aus wie in einer Kochschule. Zuoberst im Hinteren Schloss von Schloss Hallwyl richtet sich Ursula Palla zwei elektrische Herdplatten ein. Hier im Estrich, der im Normalbetrieb den Besuchern nicht zugänglich ist, installiert die renommierte Künstlerin ein Karamellzimmer.
Wenn Karamell draufsteht, ist auch Karamell drin. In zwei Pfannen will Palla je fast ein Pfund hundskommunen Kristallzucker aus dem Grossverteiler schmelzen. Später wird ein Mitarbeiter mit der klebrigen Masse in einer Silikonform Tropfen ausgiessen. Diese dienen dem Kronleuchter zur Zierde.
Der Kronleuchter gehört zu einem Ensemble mit Tisch und Stühlen und weiteren Gegenständen. Alles aus Karamell. Rund 100 Einzelteile hat die Künstlerin dafür gegossen und setzt nun in dieser Woche diese vorbereiteten Elemente im Schlossestrich zusammen.
Die Installation ist bis Saisonende am 31. Oktober zugänglich. Oder genauer das, was die Natur, etwa die sommerliche Hitze, die unter dem unisolierten Dach besonders spürbar sein wird, mit ihr angestellt hat.
«Vergänglichkeit aufzeigen»
Ein Arrangement aus Karamell. Sinnlose Kunst!, rufen einige. Doch für Ursula Palla, die schon früher mit diesem aussergewöhnlichen Material gearbeitet hat, etwa 2008, als sie im bündnerischen Bergell im Palazzo Castelmur eines ehemaligen Zuckerbarons einen vergänglichen Kronleuchter installiert hatte, liegt im Werk eine grosse Symbolkraft. «Ich will damit die Vergänglichkeit aufzeigen», erläutert sie, während sie fleissig abwechselnd in den beiden Pfannen rührt.
Palla erinnert daran, dass Zucker früher ausschliesslich Reichen als Genussmittel vorbehalten war. «Im Rahmen der ersten Globalisierungswelle im 19. Jahrhundert war Zucker im wortwörtlichen Sinn eine Kolonialware.» Das Karamellzimmer, das gemäss dem Museum Aargau wegen seiner Farbe ein wenig an das berühmte Bernsteinzimmer in St. Petersburg anspielen soll, löst Assoziationen zu Reichtum, Macht und Geld aus.
Die hier anschaulich demonstrierte Vergänglichkeit steht im Gegensatz zum laufenden Kulturerbejahr, wo das Bleibende im Vordergrund steht. Auch Ursula Pallas Video-Installation Ding-Unding, unter anderem mit einem schwebenden Bügeleisen auf Schloss Wildegg, nimmt diese Frage auf: Welche Objekte sollen bewahrt werden, welche nicht?
Karamellzimmer. Vernissage. Donnerstag, 17. Mai, ab 18.30 Uhr. Anmeldung über museumaargau@ag.ch oder Telefon 0628871209.