Kältester April seit 20 Jahren mit Folgen
Hallwil Der April war sonnig, deutlich zu kalt und viel zu trocken. Die klaren und frostigen Nächte schadeten vor allem den Kirschblüten, wie jenen von Hansruedi Urech.
Im April schien häufig die Sonne. Nach Angaben von MeteoSchweiz wurde in der Region Lenzburg eine Sonnenscheindauer von 139 Prozent des langjährigen Mittels registriert. Der vielfach wolkenlose Himmel führte dazu, dass der Monat im Durchschnitt fast ein Grad zu kalt ausfiel. Zudem fiel gerade einmal ein Viertel der normalen Niederschläge.
Pflanzen erstarren nachts zu Eis
Die Bauernregel weiss es seit Jahrhunderten: «Heller Mondschein in der Aprilnacht schadet oft der Blütenpracht.» Der Vers drückt aus, was die Landwirte im Frühling am meisten fürchten. Sind die Nächte klar, sinken die Temperaturen oft so stark ab, dass sie vor Sonnenaufgang im Minusbereich liegen.
Dies kann schnell zu Schäden an blühenden Obstbäumen führen. So stellt Hansruedi Urech, Landwirt in Hallwil, fest, dass auch bei ihm etliche Blüten seiner Kirschbäume erfroren sind. «Ich kann den Schaden noch nicht abschätzen, hoffe jedoch, dass zwischen 50 und 70 Prozent intakt geblieben sind.»
Teilweise sind die Schäden von blossem Auge sichtbar. Hansruedi Urech präzisiert jedoch: «Eine Blüte kann von aussen scheinbar unbeschädigt aussehen. Schaut man nach innen, ist die kleine werdende Frucht jedoch verkümmert oder schwarz geworden, weil sie erfroren ist».
Frostschäden sind für Hansruedi Urech leider nichts Aussergewöhnliches und er erklärt: «In den letzten paar Jahren hatten wir immer wieder Fröste im Frühling, die die Blüten erfrieren liessen. Dieses Jahr hatten wir Glück, dass der März nicht zu warm ausfiel und die Blüten nicht schon vorzeitig zum Vorschein kamen, sonst wäre der Schaden noch viel grösser ausgefallen. Zudem hängt der Schaden auch von der Kirschsorte ab. Die sehr gefragten Kordia-Kirschen sind deutlich anfälliger für Frost als die kleineren Hedelfinger-Kirschen, die vor allem früher angebaut wurden.»
Frosttage und Bodenfrost
Die meteorologischen Daten sprechen Klartext. Es war nicht nur der kälteste April seit 20 Jahren, es gab auch deutlich mehr Frosttage als in früheren Jahren. So wurden in der Region Lenzburg im April 9 Frosttage verzeichnet. Dieser Wert wurde im Jahre 1997 mit 13 Frosttagen überboten. Dazwischen wurden jeweils im April zwischen 0 und 5 Frosttage verzeichnet.
Ein Frosttag ist die meteorologische Bezeichnung für einen Tag, an dem das Minimum der Lufttemperatur unter 0 Grad Celsius liegt, gemessen in einer Standard-Wetterhütte in zwei Metern Höhe.
Ein Tag mit Bodenfrost zählt jedoch nicht automatisch als Frosttag, denn in Senken und Mulden kann die Temperatur unter 0 Grad sinken, obwohl die Temperatur in zwei Metern Höhe noch über dem Gefrierpunkt liegt.