«Jugendarbeit sollte sichtbarer sein»
Oberes Seetal Das Pilotprojekt «Offene Jugendarbeit» der Gemeinden Bettwil, Fahrwangen, Meisterschwanden, Sarmenstorf und Seengen wird per Juli 2026 eingestellt. Die erhoffte Sichtbarkeit blieb aus – trotzdem wünschen sich die Gemeinden eine neue Form der Jugendarbeit.
Ursprünglich war das Pilotprojekt vom Verein für Jugend und Freizeit (VJF) – das seinen Lauf im August 2022 nahm – bis Sommer 2025 angedacht. Verlängert bis 2026 wurde das Projekt, weil die Zeit für eine gründliche Analyse der Nutzung bis dahin nicht ausgereicht hätte. Im Mai dieses Jahres wurde von den Gemeinden einstimmig entschieden, dass nach Ablauf der Frist nicht mehr weitergemacht wird.
Lob für die Zusammenarbeit, Kritik an der Ausführung
Der ausschlaggebende Faktor für den Stopp des Projektes war in Meisterschwanden die fehlende Sichtbarkeit und Präsenz. «Wir brauchen Jugendarbeit, die näher ist», sagt Esther Riedo, Leiterin Soziale Dienste Meisterschwanden. Zwar wurde die Jugendarbeit von den Meisterschwandner Jugendlichen teilweise genutzt, jedoch zu wenig. So war das Verhältnis Kosten-Nutzen nicht gegeben. Während Seengen und Fahrwangen ressourcenintensive Jugendtreffs beherbergen, gibt es in Meisterschwanden ein sehr beschränktes Angebot – und damit liessen sich die Kosten nicht rechtfertigen. Der Wunsch von der Gemeinde nach mehr Präsenz wurde geäussert, ressourcenbedingt konnte dem jedoch nicht nachgegangen werden. Das, was man sich in Meisterschwanden vom Pilotprojekt erwünscht hatte, sei nicht eingetroffen – die Erwartungen waren zu verschieden.
«Eins plus eins gibt bei uns mehr als zwei»
Die Fachstelle Jugend Oberes Seetal unter dem Verein für Jugend und Freizeit (VJF) konnte gemäss Lorenz Schmidlin, Co-Geschäftsführer VJF, nicht allem gerecht werden. «Es war eine grosse Herausforderung, den Ansprüchen der fünf Gemeinden in gleichem Masse Rechnung zu tragen», sagt Schmidlin. Trotzdem sei er der Überzeugung, dass sein Team eine funktionierende Fachstelle aufgebaut habe – mit gut genutzten Angeboten, die einen Mehrwert in der Freizeitgestaltung bieten. «Doch leider konnten wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gemeinden nicht genügend erfüllen. Wir bedauern den Entscheid und hoffen, dass die Gemeinden Lösungen für die Zukunft finden.»
Projektende ist kein Schlussstrich
Glücklich mit dem Angebot war unter anderem die Gemeinde Fahrwangen – zumal auch einer der gut genutzten Jugendtreffs dort stationiert ist. Dennoch kamen alle Gemeinderäte der fünf Gemeinden nach der Auswertung überein, dass das Projekt beendet werden soll. Als nächsten Schritt gilt es hinzuschauen, was in den jeweiligen Gemeinden gebraucht wird und wie die Bedürfnisse der Jugendlichen konkret aussehen. Etwas Neues zu starten sei nicht ausgeschlossen – ob mit dem VJF oder in einem anderen Rahmen. Die Leiterin der Sozialen Dienste Meisterschwanden sagt: «Zusammen mit anderen Gemeinden wieder etwas aufzubauen wäre schön. Aber wir wollen nicht weitermachen wie gehabt – wir wollen eine gelingende Jugendarbeit, mit der wir zufrieden sein können.» Im Raum stehen schon viele Ideen, auch gebe es diverse Möglichkeiten für Jugendarbeit regional oder kommunal. Denn: «Jugendarbeit soll dezentral möglich sein.»
Beendet, nicht gescheitert
Die Fachstelle Jugend Oberes Seetal wird eingestellt, das Projekt beendet. Bei einem Pilotprojekt gehe es auch darum, auszuprobieren und zu schauen, was funktioniert – und was eben nicht. Die regionale Jugendkommission der fünf Gemeinden bleibt weiterhin bestehen, um mögliche neue Formen der Zusammenarbeit zu prüfen und die Jugendarbeit in der Region weiterhin zu fördern. Die Gemeinden sind sich einig: Sie wünschen sich eine Form der Jugendarbeit und sprechen sich für offene Jugendarbeit aus. Esther Riedo sagt klar: «Ich würde mich freuen, wenn wir weiterhin eine regionale Jugendarbeit betreiben könnten.» Die Einstellung der Jugendarbeit wird anlässlich der Herbst-Gemeindeversammlungen in den fünf Gemeinden traktandiert.



