«In jeder Geschichte ist alles möglich»
Seetal Mit ihr können Mädchen und Buben zaubern, ertanzen sich Schnee oder entdecken den Dschungel. Sonja Küpfer gastiert mit «Versli- oder Gschichte-Ziite» in verschiedenen Bibliotheken des Seetals. Ein kleiner Einblick in die Geheimnisse des Vorlesens.
Ich glaube, ich habe in all den Jahren kaum je ein Buch zweimal verwendet.» Sonja Küpfer lacht, während sie sich ihres Repertoires zu erinnern versucht. «Es gibt so viel Wunderbares zu erzählen, die Auswahl ist grösser als die zeitlichen Möglichkeiten.»
Identifikation mit Figuren
Strukturiert wird darum nach Altersgruppen. Kinder zwischen einem und drei Jahren hätten eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. «Für sie eignen sich Verse. Aus diesen ergeben sich Rhythmen, die man mit Bewegungen kombinieren kann.» In der heimischen «Kreativ-Stube» entstehen passende Figuren, um die Geschehnisse der Verse noch anschaulicher zu machen.
«Zwischen drei und sechs Jahren spielt das persönliche Mitmachen eine Rolle», schildert Sonja Küpfer. «Die Kinder identifizieren sich mit den Figuren. Sie werden selbst zu Zauberern oder Königskindern. Die Geschichten sind nicht mehr ‹nur› nachvollziehbar, sondern spürbar.» Zum Ende hin bastle sie öfter «Bhaltis» mit den Buben und Mädchen. «Es ist die Erinnerung an ein Geschichtenerlebnis.»
Der Weg zur Leseanimatorin
Aber wie wird man überhaupt zur Leseanimatorin? Ins Berufsleben gestartet ist Sonja Küpfer ganz pragmatisch mit dem KV. «Das war für mich die flexibelste Grundlage.»
Hinzu kommt später die Ausbildung zur diplomierten Spielgruppenleiterin. «Ich habe leidenschaftlich gerne mit Kindern zu tun. Als frühere Leiterin der Spielgruppe Beinwil am See und aktuell als Mitarbeiterin der Kita Menziken hat das Vorlesen seinen ganz eigenen Stellenwert. Eine besondere Vortragsform, die Sonja Küpfer sich über eine Weiterbildung angeeignet hat, ist Kamishibai. «Man könnte es als Bilderschaukasten aus Papier beschreiben.»
Der vierte Schweizer Vorlesetag
Der Schweizer Vorlesetag vom 26.Mai, der dieses Jahr zum vierten Mal stattfindet, sei ein guter Zeitpunkt für Experimente. Diesmal finde sehr vieles online statt. Dafür seien einige berühmte Geschichtenerzähler mit am Start. Ein Blick ins Programm könne sicher nicht schaden.
«Natürlich ist eine kleine Kulisse toll oder gemeinsames Basteln. Aber Eltern, Grosseltern, Freunde, Nachbarn – keiner sollte sich durch äussere Gegebenheiten am Vorlesen hindern lassen. «Ausprobieren, mit den kleinen Zuhörern in Interaktion treten.» Denn vielleicht komme man im Text nicht weit, erlebe aber ein spannendes Gespräch mit Sohn oder Tochter.
«Wer selbst Geschichten liebt, kann diese Liebe weitergeben und Begeisterung wecken fürs Lesen. Wer weiss, vielleicht wird man auch selber wieder motiviert, mehr zu lesen, weil der Tag so toll war.»
Welches sind die Klassiker der Vorlesebücher? «‹Das kleine Ich bin ich› vielleicht oder ‹Die kleine Raupe Nimmersatt›. Aber gerade ist mir noch etwas Tolles begegnet.» Sonja Küpfer zieht ein Buch aus der Tasche. Auf dem Cover zieht ein Affe einen Flunsch. «Nur schon das Bild lädt doch zum Lesen ein. Und dann der Titel ‹Jim ist mies drauf› – ich bin so gespannt auf das Gesicht der Kinder. Ich überlege schon, was man dazu gestalten könnte.»
Sonja Küpfer geht die Inspiration nicht aus – auch wenn sie schon bald das Studium zur Kindererzieherin HF aufnimmt. «Ich werde nie aufhören, Geschichten zu erzählen.»
Infos. Zu Sonja Küpfer auf www.gwonder-cheschte.ch. Zum Vorlesetag am 26.Mai auf www.schweizervorlesetag.ch.