In der Glockengiesserei Rüetschi ­entsteht das Schloss-Hallwyl-Modell

Museum Aargau Wenn am 1. April die neue Saison im Schloss Hallwyl beginnt, wird im Innenhof ein neues Modell der ganzen Anlage stehen – nicht mehr aus Beton, sondern aus Bronze. In der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau werden die einzelnen Elemente gegossen und zusammengesetzt.

Abbild des Wasserschlosses: Die Gusstechnologen Karen Baltensweiler und Philipp Rüfenacht giessen mit 1100 Grad heisser Bronze eines von 32 Teilen des Hallwyl-Modells. Foto: Fritz Thut

Abbild des Wasserschlosses: Die Gusstechnologen Karen Baltensweiler und Philipp Rüfenacht giessen mit 1100 Grad heisser Bronze eines von 32 Teilen des Hallwyl-Modells. Foto: Fritz Thut

Das Modell nimmt Form an: Rüetschi-Projektleiter Pascal Flury mit Hallwyl-Elementen im Ziselierkeller. Foto: Mathias Förster

Das Modell nimmt Form an: Rüetschi-Projektleiter Pascal Flury mit Hallwyl-Elementen im Ziselierkeller. Foto: Mathias Förster

Grau und eher trostlos präsentierte sich bisher das Modell von Schloss Hallwyl, an dem im verkleinerten Massstab (etwa 1 zu 100) die Struktur der gesamten, auf zwei Aabach-Inseln verteilten Anlage erklärt werden konnte. Am gleichen Standort, im Schlosshof unter der Linde, soll ab Eröffnung der Saison 2023 ein neues, viel repräsentableres Modell aus Bronze stehen.

Das Projekt beschäftigt die involvierten Stellen schon länger. Ausführung, Lieferant, Finanzierung waren etwa bei der Gesellschaft zum Falken und Fisch, dem Förderverein von Schloss Hallwyl, seit Jahren ein Thema; man war gewillt, einen namhaften Beitrag an dieses markante Ausstellungsstück zu leisten.

Diskussionen um Strukturen

Nun nimmt das Modell Form(en) an. In der renommierten Glockengiesserei H. Rüetschi AG in Aarau hat man einen versierten Produzenten gefunden. An einer Besichtigung konnten Exponenten von Museum Aargau, zu dem Schloss Hallwyl gehört, der Gesellschaft zum Falken und Fisch sowie Medienvertreter dabei sein, wie zwei Elemente des Modells gegossen wurden.

Ruedi Velhagen war als Chefkurator von Museum Aargau und Falken-und-Fisch-Vorstandsmitglied in zweifacher Fusion anwesend und hielt fest, dass die Museumsleitung seit Jahren «mit dem Betonmodell unglücklich» gewesen sei. Er erinnerte weiter an die «vielen Diskussionen», die man im Vorfeld der Realisierung geführt habe.

In der letzten Planungsphase hätten sich diese Diskussionen in erster Linie um die Detailgrade der Schlossdarstellung gedreht. «Der Abstraktionsgrad war oft Thema», so Ruedi Ursprung von der Gesellschaft zum Falken und Fisch. Wie genau sollen die Strukturen der Dachziegel oder der Wasseroberfläche dargestellt werden?

Handwerk und modernste Technik

Die letzten Nuancen wurden in Absprache mit den Verantwortlichen der Glockengiesserei festgelegt. Projektleiter Pascal Flury wies beim Besuch darauf hin, dass das Hallwyl-Modell für den über 650 Jahre alten Betrieb eine Novität darstellt: «Erstmals realisieren wir hier ein Objekt hausintern vollständig in 3D-Technologie.»

Als Ausgangslage für die von Rechnern generierten Elemente diente das nun zu ersetzende Betonmodell. Am Computer wurden die Vorlagen ausgearbeitet, mit dem gewünschten Detailierungsgrad: «Es ist nicht überzeichnet; es gibt kein Zuckergusshäuschen», freute sich Flury.

Die Hohlkörper wurden letztendlich in Keramik hergestellt. Schloss Hallwyl wurde dazu in 32 Einzelteile aufgegliedert. Zwei davon wurden nun mit 1100 Grad Celsius heisser, flüssiger Bronze ausgegossen. Jahrhundertealtes Handwerk traf hier auf modernste 3D-Technologie. Zu berücksichtigen ist, dass die Bronzelegierung aus 90 Prozent Kupfer und 10 Prozent Zinn nach dem Auskühlen einen Schwund von etwa 1,5 bis 2 Prozent zu verzeichnen hat. Rund 120 Kilogramm wiegt das Modell am Schluss.

Unter der Giesserei, im so genannten Ziselierkeller, werden die einzelnen Gussteile zum Modell zusammengeschweisst. Mit Säure werden Farbe und Patina der Oberflächen bestimmt, ehe mit einer Wachsschicht der letzte Schliff vorgenommen wird.

Ab dem 1. April ist das Ergebnis im Schlosshof zu bestaunen.

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