Im Seetal wächst heimisches Superfood

Dürrenäsch Herber, manchmal auch richtig sauer oder überraschend süss: Wildobst ist nicht wie andere Früchte. Und trotzdem: ein Aroma, das sich zu probieren lohnt. Im Arboretum wachsen derzeit rund 990 Pflanzen des Superfoods.

Voller Einsatz fürs Wildobst: Victor Condrau und Gabi Lauper von der Stiftung Kultur Landschaft Aare-Seetal. Foto: Romi Schmid

Voller Einsatz fürs Wildobst: Victor Condrau und Gabi Lauper von der Stiftung Kultur Landschaft Aare-Seetal. Foto: Romi Schmid

Rund und gesund: Die Früchte der Vogelbeerbäume sind wahre Vitaminbomben. Foto: Romi Schmid

Rund und gesund: Die Früchte der Vogelbeerbäume sind wahre Vitaminbomben. Foto: Romi Schmid

Wildobst wiederentdeckt: Im Wildobst-Arboretum in Dürrenäsch wachsen bereits 98 Arten und 425 Sorten. Die heimischen Beeren zu entdecken, gab es neulich an einer Führung durch das hoch oben in Dürrenäsch liegende Arboretum. Gegründet wurde das Projekt vor rund drei Jahren, um die Biodiversität heimischer Wildobstpflanzen zu erhalten und dieses alte Kulturgut zu fördern. Als eine der grössten Wildobstsammlungen der Schweiz enthält das Seetaler Arboretum alle europäischen Wildobstarten. Getragen wird das Projekt von den beiden Stiftungen Stiftung Kultur Landschaft Aare-Seetal KLAS und ProSpecieRara.

Kornelkirsche, Holunder, Vogelbeere, Felsenbirne oder Sanddorn sind nur einige der 89 Wildobstarten und 428 Sorten, die an den Standorten in Dürrenäsch und Hallwil auf je rund 1,2 Hektaren wachsen. «Beeren und Wildobst sind das Superfood für die Gesundheit», weiss Projektleiter Victor Condrau von der Stiftung Kultur Landschaft Aare-Seetal. «Mit ihrer hohen Anzahl an Vitaminen, Mineralien und Pflanzenstoffe sind die Pflanzen richtige Vitaminbomben».

Mit diesen überzeugenden Worten begann Condrau seine Ausführungen vor zahlreichen interessierten Zuhörern. Nach der Einführung über die gesunden Inhaltsstoffe der heimischen Beerenarten ging es gemeinsam auf einen Spaziergang durch das Arboretum. Zu allen Früchten, die man aktuell dort finden kann, wusste Condrau Interessantes zu berichten. Für viele ein Novum: Die knallorangen Früchte des Sanddorns enthalten das lebenswichtige Vitamin B12, was die Pflanze zu einem richtigen Superfood für Vegetarier und Veganer macht.

Im Anschluss an die Führung gab es die Möglichkeit, die wilden Früchtchen gleich selbst zu probieren. Was sich aus Sanddorn und den übrigen 88 Wildobstfrüchten herstellen lässt, ist mannigfaltig: Chutney, Senf, Marmeladen, aber auch Sirup, Fruchtwein, Schnaps und Likör. Zu frischem Brot gab es Aufstriche aus wilder Kornelkirsche und Misteln zu probieren und Getränke aus Holunderbeeren, Felsenbirnen, Kornelkirschen, Schwarzdorn und Hagebutten.

Ungewöhnliche Genüsse

Wildobst schmeckt nicht wie die Früchte aus dem Supermarkt oder die Kirschen aus Nachbars Garten. Es ist ungezähmt. Wer sich trotz allem an Wildobst herantraut, wird mit ganz andersartigen Aromen belohnt – und mit gesunden Inhaltsstoffen. Einiges schmeckt dem verzärtelten Gaumen beim ersten Probieren jedoch zu sauer oder bitter. Doch wenn sich die Geschmacksnerven einmal aus der Komfortzone heraustrauen, lässt sich viel entdecken im Aroma einer Beere oder einer kleinen Kernfrucht.

Nicht nur im Gaumen, sondern auch fürs Auge bietet Wildobst einiges: Viele der Gehölze tragen übers ganze Jahr verteilt schöne Blüten und eignen sich aufgrund der geringen Pflegeansprüche auch für den Privatgarten. Aufgrund des trockenen Sommers wurde das Arboretum dieses Jahr jedoch vor eine grosse Herausforderung gestellt: «Wir mussten so viel wässern wie noch nie», weiss Condrau und ergänzt: «Rund 16000 Liter waren es insgesamt.»

Dank vieler helfender Hände konnte die Aufgabe bewältigt werden, die Bäume gedeihen gut. Unterstützung in anderer Form gibt es durch die sogenannten Wildobstpaten: «Patenschaften sind sowohl für Privatpersonen als auch für Firmen möglich. Sie helfen uns, das Arboretum zu erhalten und die aufwändige Pflege mitzufinanzieren», so Stiftungspräsidentin Gabi Lauper. Momentan sind zwölf Patenschaften vergeben, Lauper hofft, dass noch einige dazukommen.

Mehr Informationen zum Projekt und zur Patenschaft unter www.wildobst.ch.

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