Geisseln gecheckt – die Saison kann beginnen

Seon Ohne Chlausklöpfen ist die Region um Lenzburg herum in der Vorweihnachtszeit kaum denkbar. In Seon begann die diesjährige Saison am 1. November mit der Kontrolle der Geisseln am Seetalschulhaus. Bis am zweiten Donnerstag im Dezember wird nun das Knallen der Chlausgeisseln durch die Strassen hallen.

Mit fachkundigem Blick auf ein etwas zerrupftes Ende der Geissel greift Klaus Hediger vom Verein der Seener Chlaus-Chlöpfer in eine Schachtel mit einer grossen Anzahl bunter Schnüre. «Den Zwick binden wir neu an», erklärt er. «Zwick nennen wir das Schlussstück der Geissel, es lässt sich neu anknüpfen.» Mit wenigen Handgriffen ist der Austausch schnell erledigt. Der Bub, dem die Geissel gehört, eilt schnell auf den offenen Pausenplatz, probiert und ist offenbar zufrieden – es knallt jedenfalls ordentlich.

Warum die Geissel bei richtiger Ausführung dieses laute Knallen erzeugt, hat einen besonderen Grund. «Dafür ist nicht die Geissel an sich verantwortlich, sondern der Zwick», so Hediger. «Beim Schwingen der Chlausgeissel muss der Zwick für einen kurzen Moment eine Geschwindigkeit erreichen, die grösser als die Schallgeschwindigkeit ist. Sobald dies erreicht ist, entsteht der bekannte Knall beim Klöpfen.» Während die Geissel aus Flachs bestehe, sei der Zwick mittlerweile aus Polypropylen oder Nylon. Er merkt noch an: «Eine gut gepflegte Geissel hält lange. Wer jedoch eine neue braucht oder etwas ausbessern lassen möchte, wendet sich am besten an die Geisselmacher.» Erst vor wenigen Tagen habe er eine Geissel aus Familienbesitz ins Dorfmuseum gebracht. «Vermutlich ist die 80-jährig, wenn nicht sogar noch älter.»

Herausforderung der Traditionspflege

Inzwischen haben sich einige Erwachsene und jüngere Chlausklöpfer auf dem Schulhausplatz eingefunden. Die Chlausgeisseln werden geschwungen, die Lautstärke beurteilt und hier und da ein weiterer Zwick ausgetauscht. Klaus Hediger ist zufrieden: «Es sind sogar mehr Leute gekommen als gedacht.» Das sei gut für diese gelebte Tradition hier in der Region. «Die Kinder sind dafür oft gut zu begeistern – es knallt ja auch so schön laut», stellt er lachend fest. «Herausfordernder wird es, sie über die Teenagerzeit hinaus dabeizubehalten.» Bei den Seener Chlaus-Chlöpfern sei jeder herzlich willkommen, der gern dabei sein möchte.

Das Brauchtum des Chlausklöpfens in der Region zählt laut Webseite der Chlausklöpfer zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz. Dabei gelte es, mit dem Knallen der Geisseln den Samichlaus zu wecken. «Weil dies etwas länger dauert, besucht er die Kinder im Bezirk Lenzburg nicht am 6. Dezember, sondern am zweiten Donnerstag im Dezember», informiert die Seite. Weiter berichtet Klaus Hediger: «Die Tradition gibt es nicht nur hier, sondern auch in anderen Gebieten der Schweiz, Österreichs und Deutschlands – natürlich mit Unterschieden.» Ein Höhepunkt in der Region Lenzburg sind die Wettkämpfe, welche innerhalb der Gemeinden und schliesslich auf regionaler Ebene ausgetragen werden.

Weitere Chlausklöpfer testen ihre Geisseln, unter ihnen auch Nicole Hediger und Benjamin Walti. Beide berichten, dass sie bereits als Kleinkinder mit dem Chlausklöpfen begonnen haben. «Ich habe extra eine kleine Geissel bekommen», erinnert sich Nicole Hediger lachend, während Walti erzählt, dass er von seinem Vater auf Paletten gestellt wurde, damit die Geissel nicht zu sehr am Boden entlangschleift: «Ausserdem hat er mir zur Sicherheit einen Helm aufgesetzt.» Ein vorsichtiger Selbstversuch zeigt: Als Erwachsene bringt man einigen Respekt vor der Chlausgeissel mit – und die leise Befürchtung, sich darin komplett zu verwickeln. Vielleicht wäre der Besuch eines Einführungskurses interessant.

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