«Freude, dass ‹Boniswil am Hallwilersee› immer mehr in den Köpfen ist»
Boniswil Nach 21 Jahren im Gemeinderat, davon 16 als Gemeindeammann, tritt Gérald Strub nun zurück. Zu ruhig wird es für ihn jedoch nicht; etliche Mandate auf Regions- und Kantonsebene behält er.
Als er gewählt wurde, war Gérald Strub Anfang 2006 der jüngste Gemeindeammann; noch einige Monate jünger als Rolf Jäggi im fast benachbarten Egliswil, der sein schon vor vier Jahren abgegebenes Ammannamt zeitgleich angetreten hatte. «16 Jahre Gemeindeammann sind genug», zieht Strub nun in seinem Zuhause am Heuweg Bilanz. Und ergänzt: «Für mich und das Dorf.»
Strub, der als Sohn des Berufsschulhauswarts in Lenzburg aufgewachsen ist, kam mehr zufällig nach Boniswil. Zusammen mit seiner Partnerin suchte er vor rund 30 Jahren eine Wohnung und wurde in Boniswil fündig. Von aussen wurde er zu einer Kandidatur für den Gemeinderat geschubst und wenige Jahre nach der Wahl strebte er nach Höherem. Nachdem er die Skepsis bei einigen Alt-Boniswilern überwunden hatte, wurde er im zweiten Wahlgang an die Spitze gewählt.
Feste zu Verkehrsprojekten
Beide Seiten, das Dorf Boniswil und der Gemeindeammann, sollten diese Wahl nicht bereuen. Strub durfte eine Epoche begleiten, in der das Dorf eine markante Entwicklung durchmachte. Mit der Entflechtung von Bahn und Strasse änderte sich das Gesicht der Gemeinde fundamental.
Wenn der scheidende Ammann daran zurückdenkt, erwähnt er nicht die sicherlich oft mühsamen Verhandlungen – dorfintern und mit den kantonalen und eidgenössischen Stellen –, sondern die Feste, mit denen jeweils der Abschluss begangen wurde: das Dorf- und Jugendfest zur Bahnhofeinweihung 2011 und das Kreiselfest, mit dem im Juli 2016 das Ende der Sanierung der Seetalstrasse fast spontan, aber dafür umso intensiver gefeiert wurde.
«Ich bin nicht nachtragend»
Emotionen und nicht bauliche «Denkmäler» nimmt Gérald Strub von seiner langjährigen Tätigkeit für seine Wohngemeinde mit. «Gemeindeschreiber Ruedi Holliger hat mir mit seiner Routine das Leben schon einfacher gemacht», lobt Strub einen Weggefährten, der nun zusammen mit ihm aufhört. Er habe die Verwaltung bewusst an der langen Leine gelassen und «das Vertrauen belohnt bekommen».
Nicht mit allen im Dorf herrschte ein solch idyllisches Verhältnis. «Es gehört dazu, dass nicht alle der gleichen Meinung sind wie der Gemeindeammann», so Strub. Für gute Lösungen sei «streiten gut und wichtig». Belastet hat den Gemeindeammann die über zehn Jahre dauernde Revision der Bau- und Nutzungsordnung: «Da braucht es mega Ausdauer.» Die hat er als passionierter Läufer natürlich. Und eine weitere notwendige Eigenschaft: «Ich bin nicht nachtragend.»
Während seiner Zeit im Gemeinderat hat Gérald Strub mit 16 verschiedenen Personen zusammengearbeitet. «Wir haben immer einen Weg gefunden und uns nie verkracht», blickt er nun zurück. Dafür brauche es Teamgeist und die Gabe, «sich selbst nicht zu ernst zu nehmen».
Ein Claim und durchkreuzte Pläne
Während Strubs Amtszeit wurde die Gemeinde «umgetauft». Auf allen internen Papieren steht «Boniswil am Hallwilersee». «Ich habe Freude, dass ‹Boniswil am Hallwilersee› immer mehr in den Köpfen der Bewohner präsent ist», hält der baldige Ex-Ammann fest. Für diesen Claim, wie der Zusatz neudeutsch gern genannt wird, habe man nicht viel Zeit und schon gar kein externes Beratungsbüro verwendet, er ist einfach so entstanden.
Was macht Gérald Strub nun ohne die zweiwöchentlichen Sitzungen und ohne die Verantwortung für die Gemeinde? Gewisse Mandate (Grossrat, Berufsschulvorstand, Kehrrichtbeseitigungsverband, «Lebensraum»-Politik-Kerngruppe, Pro-Senectute-Stiftungsrat, Schweizerischer Gemeindeverband und andere) halten ihn neben seiner Firma für die Digitalisierung öffentlicher Verwaltungen weiter auf Trab. Einen Traum muss er wohl etwas aufschieben: «Ich würde gerne ein halbes Jahr am Ufer des Meeres arbeiten.» Egal ob Südafrika oder Südengland; Omikron hat etwas dagegen.