Endlich wieder eine dreitägige «Weiberherrschaft» im Seetal

Meisterschwanden-Fahrwangen Zwei Jahre lang mussten die Meitlisonntag-Vereinigungen auf die Ausübung ihres Brauchs verzichten. Letzte Woche hatten die Frauen endlich wieder das Sagen – zumindest für drei Tage.

Übernahme der Regentschaft: Mit dem Eintrommeln der Tambourinnen beginnt die dreitätige «Weiberherrschaft». Foto: Romi Schmid
Übernahme der Regentschaft: Mit dem Eintrommeln der Tambourinnen beginnt die dreitätige «Weiberherrschaft». Foto: Romi Schmid

Am Donnerstagabend eröffneten rund 100 Frauen in eleganten schwarzen Roben begleitet von den Trommelklängen der Tambourinnen die «Meitlitage» auf dem Dorfplatz. «Wir freuen uns riesig, dass wir dieses Jahr nach zweijähriger Coronapause endlich wieder die dreitägige Weiberherrschaft übernehmen können», sagt Delphine Schmitt vom Vorstand der Meitlisonntag-Vereinigung Meisterschwanden. Der Brauch geht zurück auf den zweiten Villmergerkrieg von 1712. Die Seetaler Frauen haben den reformierten Bernern damals zum Sieg verholfen. Zum Dank für ihre Hilfe und ihren wackeren Einsatz schenkte der Berner Heeresführer Oberst Tscharner den Kämpferinnen «drei eigene Tage», an denen sie über das «Mannevolch» regieren dürfen. Die Tage der Frauenherrschaft sind der Meitlidonnerstag, der Meitlisamstag und der Meitlisonntag. Sie werden jährlich rund um den zweiten Sonntag im Januar in Meisterschwanden und Fahrwangen gefeiert.

Männerfang und Damenwahl

Die Meitlitage in Meisterschwanden begannen am Donnerstagabend mit Glühwein, Punsch, Rohschinkenzopf und dem traditionellen Eintrommeln, gefolgt von der Generalversammlung. Danach teilten sich die Frauen in vier Gruppen und Beizen auf, wo sie die Männer zum Tanz aufforderten. Bald schon ging es ans Eingemachte: Bewaffnet mit einem Grasbogen aus Hanfseilen machten sich die Frauen auf zum Männerfang. Dabei wird jeweils ein Mann im Netz gefangen, durchgeschüttelt und zur nächsten Beiz getragen, wo er sich mit einer Runde Wein freikaufen kann. Ganze sechzehn Männer gingen den Frauen am Donnerstagabend bei heiterer Stimmung und munterem Treiben ins Netz. «Es ist ein Privileg, gefangen zu werden», verrät Schmitt. Drei bis vier Beizen brauchen die Frauen zum Tanzen und Zirkulieren. Eine davon ist seit vielen Jahren das Restaurant Löwen.

Das Wirtepaar Chregu und Heidi Eichenberger unterstützt die Meitlisonntag-Vereinigung Meisterschwanden seit bald 37 Jahren, seit 2017 sind die beiden auch Fahnengotti und -götti und dieses Jahr zum letzten Mal dabei. Die Gastgeber verabschieden sich im Juni in den Ruhestand. «Eine Ära geht zu Ende. Es ist sehr schade, dass die beiden aufhören. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die grossartige Unterstützung über all die Jahre», so Schmitt.

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