Eine Tradition mit Blick in die Zukunft: die Meitlisonntage
Fahrwangen Wenn Anfang Januar in den Dörfern Fahrwangen und Meisterschwanden elegant in Schwarz gewandete Frauen mit dem Grasbogen auf Männerfang gehen – dann sind wieder die heiteren Meitlitage.
Es ist eine Überlieferung, welche auf den Zweiten Villmergerkrieg zurückgeht. Damals verhalfen die Frauen den reformierten Bernern zum Sieg und dürfen seitdem an drei Tagen die Regentschaft übernehmen.
«Wir Meitlisonntagsfrauen dürfen auf eine 313-jährige Tradition zurückschauen», so Priska Lauper, die nun ehemalige Präsidentin der Meitli-Vereinigung Fahrwangen, «und wir setzen uns jedes Jahr für den Erhalt unseres einzigartigen Brauchtums ein.» Und so feierten die Frauen am Donnerstag, Samstag und Sonntag ihre Herrschaft in den jeweiligen Orten.
Punkt 18 Uhr begannen die Tambourinnen, die Meitlisonntage feierlich einzutrommeln. Auf dem Bärenplatz in Fahrwangen versammelten sich trotz des nicht ganz so freundlichen Wetters nicht wenige Zuschauende und natürlich die Frauen der Vereinigung. Die Damen allesamt elegant in schwarzen Kleidern mit dazu passender Kopfbedeckung. Die ausscheidende Präsidentin begrüsste alle: «Es freut uns, dass so viele Leute mit uns die Eröffnung der Meitlisonntagstage mitfeiern.»
Erhalt des Brauchtums
In ihrer Ansprache zur Übernahme der Regentschaft griff sie einen Punkt auf, der in der späteren Generalversammlung erneut zur Sprache kam. Im Gegensatz zu früher sei das Dorf nun nicht mehr zuparkiert von Gästen, welche von ausserhalb kämen. «Auch Restaurants und geeignete Tanzlokale werden weniger», stellte Lauper fest. Aus diesem Grund fanden sich die Frauen der Vereinigung im vergangenen Frühjahr zu einer ausserordentlichen Generalversammlung zusammen – schliesslich solle der Brauch weiterleben. «Wir wollen uns der Zeit und den Bedürfnissen anpassen», so die ehemalige Präsidentin, «ohne dabei die Tradition aus den Augen zu verlieren.» Deswegen sei neben der Pizzeria da Luigi, dem Lokal und Lieferservice Multi Food auch die Mehrzweckhalle als Lokalität für den traditionellen Männerfang neu mit dabei. Priska Lauper führte aus: «Innerhalb eines Tages ist unsere Mehrzweckhalle vom Familienclub, zusammen mit vielen wohlgesinnten Helfern, zum zentralen Festort verwandelt worden.»
Vorgesehen sei, dass am Samstag in der Mehrzweckhalle der Kinderball stattfinden soll. Ebenso solle es dort am Abend hoch hergehen. Zuvor sei das bunte Treiben mit den Masken und dem Jux im Turnus in den Restaurants gefeiert worden, so die ehemalige Präsidentin. «Die Fahrwanger Meitlisonntagsfrauen sorgen in der MZH für Unterhaltung und fordern zum Tanz auf», unterstrich sie die Änderung im Ablauf. Den Abschluss finden die lustigen Tage am Sonntag; mit dem Verteilen des Eierzopfes sowie einer Polonaise werde die Regentschaft wieder zurückgegeben. An der anschliessenden Generalversammlung nahmen zusammen mit dem Vorstand 77 Frauen teil. Auch hier ergaben sich Veränderungen. Nach vielen Jahren als Co-Präsidentinnen traten Corinne Amrein und Priska Lauper von ihren Ämtern zurück. «Bleibt offen und kreativ», gab Lauper ihren Nachfolgerinnen mit auf den Weg, «so könnt ihr die Vereinigung in die Zukunft führen.» Neu als Co-Präsidentinnen wurden Caroline Rauer-Käser und Nathalie Küchler einhellig bestätigt. Delphine Schmitt, Präsidentin der Meitlisonntags-Vereinigung Meisterschwanden, konnte mitteilen: «Bei uns gab es keine Änderungen im Vorstand.»
Nach der Generalversammlung begann für die Meitlisonntagsfrauen der vergnügliche Teil des Abends. Aufgeteilt in drei Gruppen, ausgerüstet mit den Grasbögen sowie Warnlampen zur Sicherheit, schwärmten sie in die drei Lokalitäten aus. «Damit alles klappt, gab es am letzten Wochenende einen Last-Minute-Tanzkurs», merkte Caroline Rauer-Käser lachend an. Immerhin herrsche an den Meitlitagen Damenwahl. Nur am Samstagabend, recht spät, sei es einmal umgekehrt. Zunächst hatten jedoch die Damen die Wahl und forderten die Herren in der Pizzeria fröhlich zum Tanz auf.