Eine Hecke als Lebensraum des Neuntöters
Dürrenäsch: Der Neuntöter ist Vogel des Jahres 2020. In der Obstplantage von Fritz Walti in der Stalten Dürrenäsch kann der Neuntöter seit einigen Jahren beobachtet werden. Um die Neuntöterpopulation zu erhalten, hat der Natur- und Vogelschutzverein Dürrenäsch eine neue Hecke mit Weiss-, Schwarz- und Kreuzdorn, Pfaffenhütchen, Weiden, Liguster, Schneeball und Rosen gepflanzt, um ihm diese Elemente in der Landschaft in genügendem Umfang und guter Qualität anzubieten.
Insekten als Hauptfutter
Der mit seiner schwarzen Piratenbinde, dem grauen Kopf und dem rostroten Rücken gut erkennbare Neuntöter findet in Hecken mit Dornbüschen oder Wildrosensträuchern und in den Wiesen ein reichhaltiges Angebot an verschiedenen Insekten wie Heuschrecken, Grillen und Schmetterlingen sowie kleine Mäuse, Eidechsen und junge Vögel.
Da Insekten bei Regenwetter kaum aktiv sind, hat der Neuntöter ein interessantes Verhalten entwickelt: Er legt Vorräte an, indem er seine Beutetiere auf Dornbüschen aufspiesst. Die Legende besagt, dass er immer zuerst neun Beutetiere aufspiesse, bevor er zu fressen beginne. Dies brachte ihm den Namen Neuntöter ein. Dornbüsche sind aber nicht nur als «Vorratskammern» wichtig für den Neuntöter, sondern auch als Nistplätze, die dem Nest guten Schutz bieten.
Weibchen bestimmt Neststandort
Anfang Mai kommen die Neuntöter aus ihrem Winterquartier im südlichen und östlichen Afrika zurück. Sofort nach der Ankunft besetzt das Männchen ein Revier und lockt durch seinen überraschend melodiösen Gesang ein Weibchen an. Balzflüge wie auch Nahrung als Geschenk ans Weibchen sollen dieses beeindrucken. Beide Partner besichtigen potenzielle Neststandorte, das Weibchen liest den definitiven Standort aus.
Das Weibchen legt 4 bis 7 Eier in ein weich gepolstertes Nest. Nach etwa 15 Tagen schlüpfen die Jungen und verbleiben danach 12 bis 14 Tage im Nest. In den ersten Tagen hudert das Weibchen die Jungen, danach füttern beide Altvögel. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch zirka 3 Wochen von den Eltern geführt.
Die Altvögel ziehen bereits ab Mitte Juli wieder in den Süden Afrikas, die Jungen folgen später nach.
Rückgang als Alarmzeichen
Früher überall verbreitet, kommt der Neuntöter heute nur noch an mageren Standorten vor allem im Jura und in den höheren Alpenregionen vor.
Im Mittelland gibt es im Kulturland nur noch vereinzelte Paare. Wegen der höchst intensiven Nutzung des Kulturlandes haben sich die Bestände des Neuntöters in der Schweiz in den letzten 30 Jahren halbiert. (ugr)