Ein «Chilefescht» nach 200 Jahren
Meisterschwanden und Fahrwangen bilden seit 200 Jahren eine eigenständige Reformierte Kirchgemeinde, losgelöst von der Pfarrgemeinde Seengen. Grund genug, zu einem «Chilefescht» einzuladen.

Kein riesiges Festzelt, keine Bühne mit einem blumengeschmückten Rednerpult und keine Blasmusik. Die Reformierte Kirchgemeinde Meisterschwanden-Fahrwangen verlegte den Festakt des «Chilefeschts» auf die Strasse.
Edith Mauch, Präsidentin der Kirchenpflege, freute sich über den Aufmarsch und kam gleich auf die Lage vor 200 Jahren zu sprechen. Unaufhörlicher Regen bewirkte einen durchgehenden See von Baldegg bis Seengen. Die Ernte verfaulte und den Leuten ging das Geld aus. In dieser Not fühlten sie sich förmlich vergessen und verlassen.
Ungeachtet dessen wagten Fahrwangen und Meisterschwanden aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt wegen der räumlichen Distanz, die Loslösung von der Pfarrgemeinde Seengen. Verlassen der Sicherheit, aber Vertrauen auf Gott. Am 19. Brachmonat (Juni) 1817 beschloss der Grosse Rat des Kantons Aargau mit einem Dekret, dass Fahrwangen und Meisterschwanden eine eigene Kirchgemeinde, unabhängig von der Pfarrgemeinde Seengen, gründen dürfen.
Edith Mauch bat, weiterhin auf Gott zu vertrauen und die nächsten 200 Jahre mutig anzugehen: «Packen wir es an.»
Die Gemeindeammänner Patrick Fischer, Fahrwangen, Ueli Haller, Meisterschwanden und Michel Greber, Bettwil, überbrachten Glückwünsche und Grussbotschaften. Fischer gar in Versform. Bruno Winkler, Sarmenstorf, war entschuldigt. Die Redezeitbeschränkungen bildeten Programm. Mit Spiel und Spass wurde das zweitägige «Chilefescht» eröffnet.
Ausstellung und Theater
Zur Ausstellung «Unsere Kirche – einst und jetzt» gehörte sogar ein Besuch bei den Glocken und ein Blick vom Kirchturm auf das Festgelände. Sie half mit, in die Geschichte einzutauchen und Zusammenhänge zu verstehen.
Dasselbe lässt sich vom Theater «S’chunnt scho guet» sagen. Die Eigeninszenierung zur Geschichte der Entstehung der Kirchgemeinde fand grossen Anklang. Heinz Deubelbeiss, Fahrwangen, orientierte sich am Buch von Medard Sidler «Die Gründung der Kirchgemeinde Meisterschwanden-Fahrwangen und die Baugeschichte ihrer Kirche». Mit 18 Personen und zehn Bildern wusste er mit der Aufführung zu begeistern.
Am Sonntag feierte die Gemeinde einen Gottesdienst mit ungewohnten Klängen, sprich Jazz. Im Zentrum der Predigt stand das Wort «Nahe bei Gott und nahe bei den Menschen». Ein Predigtwort, das am «Chilefescht» bei Spiel und Spass spürbar gelebt wurde.