Ein Café in Jugendhand
In Egliswil können sich Jugendliche im neuen Samstags-Café im Dorfzentrum ihr Taschengeld verdienen. Vergangene Woche war Eröffnung.

Das weisse Haus an der Seengerstrasse 6 in Egliswil ist von aussen unscheinbar. Ganz anders sieht es drinnen aus: Die Wände des Gesundheitszentrums kommen in ungewohnt belebenden, kräftigen Farbtönen in Grün, Gelb und Blau daher. «Schade, dass es am Wochenende leer steht», sagte sich Hauseigentümer und Leiter der ansässigen Yogaschule David Scherwey. Im Haus sind ausserdem eine Ernährungsberatung, verschiedene Therapeuten und ein Biolädeli eingemietet.
David und Mirjam Scherwey entschieden, die Räume der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Idee des Samstags-Cafés war geboren. Das Konzept beinhaltete drei Grundgedanken. Erstens: die besonderen Räumlichkeiten auch ausserhalb des Gesundheitsangebots zu öffnen. Zweitens: Jugendlichen eine Einkommens- und Erfahrungsplattform zu bieten und zu guter Letzt: kein «Food Waste» – also das Wegwerfen von Lebensmitteln möglichst zu vermeiden.
Vergangenen Samstag feierte das Café Eröffnung. Am Morgen lud ein Frühstücksbuffet zum Brunch und am Nachmittag konnte man Kaffee und Kuchen geniessen. Die Jugendlichen Leonie Burger und Jonathan Markfort bedienten mit Unterstützung von Susanne Züttel, einer Egliswilerin mit rund 25-jähriger Erfahrung im Gastrobereich.
«Nichts soll im Abfalleimer landen»
Das junge Serviceteam ist, abgesehen vom speziellen Interieur, das Besondere am Café: «Jugendliche sollen etwas für ihr Leben lernen und Taschengeld verdienen können», erklärt David Scherwey. Alle Einnahmen minus die Einkaufskosten gehen an die Jugendlichen. Das derzeitige Zweier-Serviceteam soll auf vier Zweierteams aufgestockt werden, die sich im Turnus abwechseln. Ziel sei, dass die Jugendlichen das Café irgendwann in Eigenregie führen können.
In einer Testphase vor der Eröffnung konnten sich Leonie und Jonathan einarbeiten. An zwei Samstagen sorgten sich die Jugendlichen um das leibliche Wohl des Egliswiler Frauenvereins. Das klappte so gut, dass beide weitermachen wollen. Mit dem Testlauf und dem Start ist auch Scherwey sehr zufrieden, insbesondere in Sachen Food Waste freut er sich. «Wir mussten tatsächlich nichts wegwerfen.» Dies funktioniert, weil sich die Gäste selbst bedienen, sich also Kuchen oder Brot selber abschneiden.
Verarbeitet werden im Samstags-Café vorwiegend biologische Nahrungsmittel. Im Angebot stehen hausgemachte Kuchen, Brot, Zopf, Eier und Milchprodukte, nach Möglichkeit von Produzenten aus der Region. Das Angebot und der Service seien zwar noch nicht perfekt, sagt Scherwey, «aber wir machen es jedes Mal ein bisschen besser», verspricht der 54-jährige Stadtzürcher, den vor sechs Jahren die Liebe zu einer gebürtigen Egliswilerin ins Dorf verschlug.
Mit dem Samstags-Café gibt es in Egliswil einen neuen attraktiven Treffpunkt für die Dorfbevölkerung. Auch am kommenden Samstag kann man dort wieder brunchen oder sich zum Kaffee treffen.