Die Suche nach dem Bestseller
Birrwil Ronny Spiegelberg ist Inhaber des kleinen, aber feinen Verlags, der seinen Namen trägt. Seine Geschichte böte Stoff für eine lesenswerte, aber noch keineswegs abgeschlossene Biografie.
Das Herz des Spiegelberg-Verlags schlägt in Birrwil. Eigentlich nicht das logische Epizentrum der Literatur, doch Ronny Spiegelberg, der den Verlag 2005 gründete, gefällt es hier, wie er am Hallwilersee-Ufer verrät: «Ich schätze den Frieden in Birrwil, die Weitsicht und die Ruhe.» Wenn er morgens aus dem Fenster und über den See schaue, könne er gar keine schlechte Laune haben.
Das Repertoire seines Verlags ist breit, reicht von Biografien über Kinderbücher, Lyrikbände bis zu Science-Fiction-Abenteuern. «Grosses Büffet», wie es Ronny Spiegelberg selbst umschreibt. Mit «Herzblut» sorgt er dafür, dass Leseratten neues Futter bekommen: «Es ist wichtig, dass wir Bücher herausbringen», sagt er und denkt dabei an seinen Grundsatz, der auch zu einer Internetadresse des Verlagsangebots führt: www.jeder-hat-seine-geschichte.com.
Schreiner statt Archäologe
Ganz konkret gilt dies auch für ihn selbst. Aufgewachsen in der damaligen DDR, war er schon in der Schule für die Wandzeitung der Klasse verantwortlich. Eigentlich wollte der heute 45-Jährige Archäologe werden. Doch sein Vater verstarb früh und der alleinerziehenden Mutter fehlten die Mittel. Kurzerhand liess er sich – «aus Freude am Handwerklichen» – zum Schreiner ausbilden.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Bei einem arbeitslosen, zum Harz-4-Empfänger mutierten Redaktor entdeckte er Manuskripte von Gedichten und fand, dass diese veröffentlicht gehörten. Schritt für Schritt eignete er sich das verlegerische Wissen an und verteilte beispielsweise das erste Buch mit den Gedichten selbst an Buchhandlungen im Raum Berlin. «So kam dann eins zum andern», blickt Ronny Spiegelberg zurück.
Ein Roman mit Potenzial
Er kam 2008 in die Schweiz und ins Seetal. Via Fahrwangen landete er schliesslich vor sechs Jahren in Birrwil.
«Ich träume von einem Bestseller», schaut der Verleger voraus. Er wähnt sich schon fast am Ziel. Die in Las Vegas lebende Deutsche Niq Durr hat ein Buch über zwei Frauen geschrieben, die 200 Jahre auseinander lebten und doch einiges verbindet: eine Habsburger Kronprinzessin in Brasilien und eine Showbiz-Unternehmerin im heutigen New York.
Das Buch «Let the Night come» hat Ronny Spiegelberg exklusiv auf Englisch schon publiziert: «Mein Ziel ist, den Roman auf Ostern auch auf Deutsch herauszubringen.» Vielleicht ist’s der ersehnte Bestseller.